Rheinische Post

Mit Franz Schubert „glänzt die Welt wieder frisch“

- VON WOLFRAM GOERTZ

Das hier ist nicht irgendein Klavier, es ist ein Hammerklav­ier. Es kommt auch nicht von irgendwohe­r, sondern aus Wien. Und es stammt auch nicht aus irgendeine­r unklaren Zeit, sondern von 1827. Es könnte also sein, dass Franz Schubert auf genau diesem Hammerklav­ier gespielt hat, das Conrad Graf gebaut und Christophe­r Clarke vor genau 20 Jahren sorgfältig­st nachgebaut hat. Wir befinden uns auf Augen- und Ohrenhöhe der Echtzeit.

Aber das Instrument­arium ist es nicht, das diese Aufnahme der beiden Klaviertri­os B-Dur D 898 und Es-Dur D 929 so bedeutend macht. Der angebliche oder auch nur nachempfun­dene oder nachgebaut­e Originalkl­ang ist ja in unseren Tagen keine Neuigkeit mehr. Es kommt vielmehr darauf an, was Musiker aus dem Angebot macht. Hier erleben wir die Entdeckung zweier Meisterwer­ke aus dem Geist der ideengesch­ichtlichen Aufklärung. Andreas Staier am Hammerklav­ier, Daniel Sepec an der Violine und Roel Dieltiens am Violoncell­o fragen sich: Wie haben wir Schubert zu interpreti­eren gelernt, und was ist davon für ein aufgeräumt­es Schu- bert-Bild zu gebrauchen? Hier hören wir den Silberstif­t und den Haudegen, die zärtliche Poesie und die zornige Attacke, alles ist ganz leicht und zugleich von einem betörenden Tiefsinn. Vor allem klingt diese Aufnahme herrlich: Das Perlmuttar­tige des Hammerklav­iers ist ebenso bestechend eingefange­n wie die singende Violine oder das sonore Cello.

„Ein Blick auf ein Trio von Schubert – und das erbärmlich­e Menschentr­eiben flieht zurück, und die Welt glänzt wieder frisch“, so schrieb der Robert Schumann in der „Neuen Zeitschrif­t für Musik“im Jahr 1836. Diesem Urteil ist nichts hinzufügen.

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