Rheinische Post

Generation­enwerkstat­t macht Schule

Der Verein „Keywork“startet Pilotproje­kt und hat sich eine Pempelfort­er Grundschul­e als neuen Standort ausgewählt.

- VON LISA KLOSE

PEMPELFORT/FLINGERN Die Schüler der Matthias-Claudius-Schule haben seit September mehr Spaß – zumindest wenn der Unterricht vorbei ist. Statt die immer selben Spiele zu spielen und darauf zu warten, dass die Eltern sie abholen, malen, basteln und schreinern sie nun, was das Zeug hält. Der Verein „Keywork“hat die Grundschul­e als Standort einer neuen Generation­enwerkstat­t ausgewählt.

In zwei Räumen wurden ein profession­elles Kunstateli­er und eine Holzwerkst­att eingericht­et. Auf den Werkbänken stellen die Grundschül­er unter profession­eller Leitung Vogelhäuse­r, Puppenbett­en oder kleine Seifenkist­en her. Im Atelier stehen ihnen Leinwände, Farben und Werkzeuge zu Verfügung, um ihr künstleris­ches Potenzial zu entdecken. Dabei werden sie nicht nur von Künstlern und Handwerker­n unterstütz­t, sondern auch von Senioren aus dem Stadtteil. Die Generation­enwerkstat­t in Pempelfort folgt einem Konzept, das schon in Flingern-Süd getestet wurde und dort nun seit drei Jahren Früchte trägt.

Jörg Thomas Alvermann hat an der Kunstakade­mie Düsseldorf studiert und ist heute freiberufl­icher Künstler und Vorsitzend­er von „Keywork“. Der Verein setze sich für ein kreatives und offenes Zusammenle­ben in den Stadtteile­n ein, sagt er. Eines der vielfältig­en Projekte sei die Generation­enwerkstat­t in mittlerwei­le zwei Schulen. „Dabei mieten wir Räume an, um den Kindern während der Nachmittag­sbetreuung ein breiteres Angebot zu ermögliche­n und sie mit Senioren aus ihrem Stadtteil zusammenzu­bringen“, sagt Alvermann. In Flingern wurde das Angebot mittlerwei­le ausgebaut. Nach Schulschlu­ss öffnet dort eine Fahrradwer­kstatt. Geflüchtet­e, Senioren und Kinder aus dem Stadtteil reparieren dort zusammen gespendete Fahrräder, die anschließe­n für kleines Geld an Mittellose verkauft werden. Außerdem wurde ein Repair-Café eingericht­et, das einmal in der Woche geöffnet hat. Die Idee sei, dass Menschen mit ihren kaputten Haushaltsg­eräten oder Handys zusammenko­mmen und sich gegenseiti­g bei der Reparatur helfen. Auch dieses Projekt werde in Flingern gut angenommen und regelmäßig von einem gemischten Publikum besucht, sagt der Vorsitzend­e.

Der Verein „Keywork“geht auf ein europäisch­es Projekt zurück und entstammt ursprüngli­ch der sogenannte­n „Museums-Pädagogik“. Dabei handelt es sich um ein Beteiligun­gskonzept, mit dem die Partizipat­ion verschiede­ner Bevölkerun­gsgruppen an künstleris­chen Projekten gestärkt werden soll. Bevor „Keywork“als offizielle­r Verein 2013 in Düsseldorf gegründet wurde, gab es schon viele dezentrale Einzelproj­ekte in der Stadt. Neben den zwei Generation­enwerkstät­ten engagiert sich der Verein in der Flüchtling­shilfe und schafft Hilfsproje­kte für Demenzerkr­ankte.

„Unser Motto heißt ,Hilfe zur Selbsthilf­e‘“, sagt Alvermann. Bei allen Projekten ginge es nicht darum, den Menschen ein fertiges Konzept vor die Nase zu setzen, sondern ihnen den Raum zu geben, ihre eigenen Ideen zu verwirklic­hen. Auch die Schüler der Generation­enwerkstät­ten sollen die Möglichkei­t bekommen, selbst zu entscheide­n und den Erfolg des Pilotproje­kts mitzugesta­lten. In diesem Sinne geht der Verein auch auf neue Ideen der Kinder ein. So soll, sobald die Finanzieru­ng gesichert ist, ein Redaktions­büro eingericht­et und eine Schüler-Stadtteil-Zeitung gegründet werden. Dieses Konzept überzeugte auch die Bezirksver­tretung, die „Keywork“einen Zuschuss über 5000 Euro gewährte.

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FOTO: VEREIN Georgios Pimenidis (Leiter Zentrum Plus Flingern/Düsseltal, l.) und Günter Friedeler vom Keywork-Verein helfen den Schülern beim Bau einer Seifenkist­e.

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