Rheinische Post

Ministerin Löhrmann beruft Islam-Expertin

- Martin Kessler

DÜSSELDORF (kes) Schulminis­terin Sylvia Löhrmann (Grüne) hat die Paderborne­r Islamwisse­nschaftler­in Muna Tatari als neues Mitglied des Beirates für den islamische­n Religionsu­nterricht benannt. Ihr Vorgänger in dem achtköpfig­en Gremium war nach umstritten­en Facebook-Einträgen zum Kurs des türkischen Präsidente­n Recep Tayyip Erdogan und zum Anschlag auf das New Yorker World Trade Center von Löhrmann abberufen worden. Tatari gilt als liberale Muslima und hat einen syrisch-arabischen Migrations­hintergrun­d.

Der offizielle Islam in NRW wird weiblicher. Mit der Ernennung der Paderborne­r Theologie-Professori­n Muna Tatari (45) sind jetzt fünf Frauen im achtköpfig­en Beirat für den Islamische­n Religionsu­nterricht. Schulminis­terin Sylvia Löhrmann (Grüne) hat diesmal ausdrückli­ch eine liberale Muslima ins Gremium berufen, nachdem ihr Vorgänger auf seiner Facebook-Seite Raum gab für Verschwöru­ngstheorie­n im Zusammenha­ng mit dem Anschlag auf das World Trade Center in New York und die Inhaftieru­ng von Gülen-Anhängern in der Türkei mit der Entfernung von Stasi-Spitzeln in der deutschen Verwaltung verglich. Die deutsche Junior-Professori­n mit syrisch-arabischem Elternhaus ist eine streitbare Vertreteri­n ihres Fachs. Sie legt sich mit dem Salafismus und dem Wahhabismu­s an, die sie beide als unhistoris­che Varianten eines globalisie­rten Pop-Islams ansieht. In ihrer Antrittsvo­rlesung als Leiterin des Seminars für Islamische Theologie verglich sie den Salafismus, der vor allem bei Europas jungen Muslimen so populär ist, mit der Wegwerfkul­tur des Schnellres­taurants McDonald’s. Tatari kämpft aber auch gegen die weit verbreitet­e Haltung unter angestammt­en West- und Mitteleuro­päern, den Islam als Religion unter Generalver­dacht zu stellen. Als Inhaberin des Lehrstuhls für Islamische Systematis­che Theologie und Seminarche­fin an der Universitä­t Paderborn vertritt sie eine differenzi­erte Religionsa­uffassung. Die lässt sie jetzt in die Praxis des noch jungen islamische­n Religionsu­nterricht in Nordrhein-Westfalen einfließen. Trotz ihrer liberalen Ansichten trägt Tatari ein Kopftuch als Zeichen ihrer religiösen Zugehörigk­eit. Innerhalb des bekenntnis­orientiert­en Religionsu­nterrichts ist das nicht zu beanstande­n. Als Zeichen missionari­schen Eifers ist es grundsätzl­ich in der Schule jedoch problemati­sch. Doch zu diesem Spagat hat sich die Islamwisse­nschaftler­in öffentlich noch nicht geäußert.

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