Rheinische Post

Kreutzer adelt DEG-Kapitän Collins

Die Düsseldorf­er müssen hart kämpfen, um am Ende der Runde Platz zehn und die Pre-Play-offs zu erreichen. Der Trainer ist davon überzeugt, dass auch die alten Spieler unbedingt in die Saison-Verlängeru­ng wollen.

- VON THOMAS SCHULZE

Bleiben die Erfolge aus, wird es unruhig im Verein. Das ist in allen Sportarten so, das ist in jeder Liga so, von der Bundesliga bis zur Kreisliga. Da macht die Düsseldorf­er EG keine Ausnahme. Nachdem der Klub in den vergangene­n Jahren jeweils überrasche­nd Fünfter der Deutschen Eishockey Liga war, muss die Mannschaft diesmal hart kämpfen, um überhaupt in die PrePlay-offs zu kommen, also Zehnter zu werden. Sie benötigt dazu dringend Punkte, auch heute gegen den Meister und souveränen Spitzenrei­ter Red Bull München (19.30 Uhr) und am Sonntag (16.30 Uhr) gegen den direkten Konkurrent­en Straubing Tigers.

Bei der Ursachenfo­rschung nach den Gründen für die Misere sind individuel­le Fehler und Leistungss­chwankunge­n ausgemacht worden. Vor allem aber wurde auch die Kaderplanu­ng in Frage gestellt. Die Mannschaft ist überaltert, das Durchschni­ttsalter der Stürmer beträgt knapp 31 Jahre. Das wirkt sich natürlich auf die Spielweise aus: Die Mannschaft ist meist läuferisch unterlegen, es fehlt an Spritzigke­it. Und wenn alle 48 Stunden gespielt wird und viele Stunden bei der Hinund Rückfahrt im Bus verbracht werden, mangelt es vor allem an Regenerati­onsphase, die im fortgeschr­ittenen Alter nun einmal länger sind.

Zu den natürliche­n, physischen Problemen gesellt sich zumindest eine mentale Frage: Haben die Spieler noch den notwendige­n Willen, um sich zu quälen? Oder lassen sie ihre Karriere ausklingen, sind froh, wenn die Saison vorbei ist?

Für einen wie Christof Kreutzer stellen sich diese Fragen nicht. Der Trainer ist die personifiz­ierte Leistungsb­ereitschaf­t – Ehrgeiz pur. „Mit jedem Spiel rückt das Karriereen­de näher, un- weigerlich, für jeden Spieler“, sagt er. „Da muss jeder noch ein Spiel machen wollen, und noch eins, und noch eins. Eishockey ist für mich Lebensqual­ität, ich muss für jedes Spiel dankbar sein, in dem ich dabei sein darf.“Kreutzer liebt Eishockey, er lebt Eishockey.

Aber haben seine Spieler eine ähnliche Einstellun­g, auch nur annähernd? Kreutzer ist davon überzeugt, auch wenn das nicht bei jedem immer so zu sehen ist. „Rob Collins zum Beispiel ist kein Kapitän, der sich mit dem Kopf voran ins Getümmel stürzt“, erklärt Kreutzer. „Er ist ein ruhigerer Typ, aber er macht in der Kabine den Mund auf. Das ist ein feiner Techniker mit sehr gutem Auge. Der kann einen Zuckerpass spielen. Wenn der ankommt, springen alle begeistert auf, wenn nicht, sagen sie, ist der verrückt? Warum spielt er nicht einfach? Aber er ist einer unserer wichtigste­n Spieler. Er hat die meisten Punkte gemacht. Und ohne die Leistung von Maxi Kammerer schmälern zu wollen: Ohne Collins an der Seite ist Kammerer auch nur 50 Prozent wert.“

Rob Collins, der im März 39 Jahre alt wird, ist mit 24 Punkten der TopScorer der DEG, Maxi Kammerer mit seinen 18 Lenzen mit zwölf Treffern der Top-Torjäger. Die beiden harmoniere­n, bereiten den Fans viel Freude. Unterläuft Kammerer aufgrund seiner Unerfahren­heit ein Foul, so Collins aufgrund seines Alters, weil er einen Schritt zu spät kommt. Der Vertrag von Collins läuft am Saisonende aus, aber nicht nur seiner. Auch die Verträge der Routiniers Daniel Kreutzer, Edi Lewandowsk­i, Norm Milley, Chris Minard, Drayson Bowman, Brandon Yip und Adam Courchaine. Keiner von ihnen hat bisher gesagt, dass es für ihn die letzte Saison ist. „Ich weiß nicht, was der ein oder andere plant“, sagt Kreutzer. „Ich habe von keinem gehört, dass er zu seinem Vater auf die Farm geht. Ich glaube, dass sie alle noch weiter Eishockey spielen wollen, und deshalb müssen sie gute Leistungen bringen, um sich zu empfehlen und möglichst viel zu verdienen. Viele müssen jetzt eine Schippe drauf legen.“Der Coach geht fest davon aus, dass sich die Mannschaft auf die Zielgerade­n steigert. „Wir müssen nur in die Pre-Play-offs kom- men, dann ist alles möglich“, sagt er. „Wer da rein kommt, hat auch immer eine realistisc­he Chance, Meister zu werden.“Das sei doch das Ziel eines jeden Spielers, das zumindest einmal im Leben zu erreichen.

Kreutzer war als Spieler fünf Mal deutscher Meister, seinen Erfolgshun­ger haben die Titel nicht gestillt, vielmehr den Ehrgeiz geweckt, dies auch als Trainer zu erreichen. Er weiß, welch großen Anteil Willensstä­rke am Erfolg hat. Er lebt es vor. Eindrucksv­oll.

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Rob Collins, der wegen seiner feinen Spielweise den Spitznamen Professor hat, macht den Mund nicht nur auf dem Eis, sondern auch in der Kabine auf.

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