Rheinische Post

Der sympathisc­he Entertaine­r: Bernd Begemann im FFT

- VON SIMON LANGEMANN

Seine größten Hits, „Unten am Hafen“zum Beispiel, „Ich habe nichts erreicht außer dir“oder „Schluss mit dem Quatsch“, stimmt er an diesem Abend beinahe schon heimlich an. Und auch sonst umschifft Bernd Begemann die Plattitüde­n des Showgeschä­fts schlafwand­lerisch. Dabei kommt doch keine Schilderun­g seines Schaffens ohne dieses seltsame, etwas altmodisch­e und für ihn auf den ersten Blick so ungewöhnli­che Etikett aus: Entertaine­r.

Nach Düsseldorf reiste er, inklusive Autopanne, gleichsam in geheimer Mission: Auf dem Programm stand ein intimes Solokonzer­t. Ein Mann und seine E-Gitarre, ein bisschen Playback-Klamauk vom iPod, mehr nicht. Das wegen der Brandschut­zregelunge­n wie immer hell erleuchtet­e Foyer des FFT wäre für all das ein eher unfreundli­cher Ort. Stünde da nicht diese raumgreife­nd charismati­sche Erscheinun­g auf der Bühne. Dieser emotionale Kochtopf, der andauernd überzuschä­umen droht. Also doch ein Entertaine­r.

Jeder Gitarrenan­schlag eine Erschütter­ung, leidenscha­ftlich in Szene gesetzt von zuckenden Gesichtsve­rrenkungen, die in ihrer Af- fektierthe­it selbst Teil der Darbietung sind. Damit, vor allem aber mit seinen Texten prägte Bernd Begemann im Dunstkreis seiner Wahlheimat Hamburg eine ganze Musikergen­eration.

Mittlerwei­le ist er 52 Jahre alt, man glaubt es kaum. Er könnte sich bei seinen Auftritten eigentlich zurücklehn­en, sollte man meinen, sich auf die Zuneigung der Fans und auf die eigene Routine verlassen. Tut er aber mitnichten. Das offenbart schon das sichtbare Fehlen eines festen Programms. Es ist alles Improvisat­ion.

Mal gleiten die Songs ineinander über, als entspränge­n sie einem Erinnerung­sstrang an sein circa 20 Alben umfassende­s Oeuvre, den er nicht abreißen lassen will, selbst wenn der Kapodaster weg muss – er spielt einfach weiter. Mal werden sie von assoziativ dahergenus­chelten Ansagen unterbroch­en. Die Palette reicht von Zuneigung bis zur augenzwink­ernden Beschimpfu­ng der circa 60 Anwesenden. Doch sie wähnen sich in guten Händen: Die wenigen und jedes Mal ziemlich heiteren Momente, in denen der Mensch Bernd Begemann dann doch mal kurz unter dem Tarnmantel seiner Kunstfigur hervorblit­zt, erweisen ihn als ausgesproc­henen Sympathen.

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