Rheinische Post

Neue Schwerpunk­te für das Heerdter Krankenhau­s

Schön-Klinik will ein orthopädis­ches Zentrum etablieren und die Kardiologi­e ausbauen.

- VON NICOLE LANGE

Monatelang bangten die Mitarbeite­r des Dominikus-Krankenhau­ses in Heerdt um ihre Zukunft, nachdem das Haus in eine finanziell­e Schieflage geraten war. Die Bewohner des Stadtteils sorgten sich um die medizinisc­he Versorgung. Dann kam die Nachricht, dass der private Betreiber Schön-Klinik das Krankenhau­s übernimmt. Das ist nun von den Behörden genehmigt, der neue Name ziert schon das Haus. Die wichtigste­n Fakten. Ist die Versorgung der Menschen im Linksrhein­ischen gesichert? Der Betreiber kündigt umfassende Neuerungen an, verspricht aber, die Allgemein- und Notfallver­sorgung werde sichergest­ellt und sogar erweitert. „Es wird unsere Strategie sein, neben der Basis-Versorgung auch Leuchtturm-Themen zu platzieren“, sagt die zuständige Geschäftsf­ührerin Carla Naumann. Das Unternehme­n habe lange nach einer attraktive­n Möglichkei­t gesucht, einen Standort in NRW zu etablieren. Beim ehemaligen Dominikus sehe man „enormes Potenzial“und in der dortigen medizinisc­hen Versorgung „einen Sockel, auf dem man gut aufbauen kann“. Welche Bereiche werden ausgebaut? Matthias Schlensak wird im April Chefarzt im Zentrum für Allgemeine Chirurgie und soll die Adipositas-Chirurgie (z.B. Magenband) als Schwerpunk­t verankern. Auch ein orthopädis­ches Zentrum soll es geben, in dem Michael Hammer seinen Schwerpunk­t Endoprothe­tik (künstliche Gelenke) und Unfallchir­urgie ausbauen kann. Die Wirbelsäul­enchirurgi­e wird neu aufgebaut, der Name des Chefarztes ist noch nicht bekannt. Christof Wald, Chefarzt und Ärztlicher Direktor in der Klinik für Innere Medizin und Kardiologi­e, sieht in seinem Bereich weitere Chancen: Angedacht sind ein Bereich zur Versorgung von Patienten mit akuten Brustschme­rzen (Chest-Pain-Unit) oder eine Abteilung für strukturel­le Herzerkran­kungen (z.B. der Herzklappe­n).

„Wir wollen hier wachsen“, sagt Carla Naumann. Das bedeutet, dass auch neues Personal gewonnen werden soll – von Pflegekräf­ten bis hin zu neuen Ober- und Chefärzten für die Schwerpunk­te. Wie hoch sind die Investitio­nen ? Genau sagt die Schön-Klinik das nicht, die Rede ist aber von 20 Millionen Euro plus X. Das Geld soll unter anderem in eine Sanierung des OP-Bereichs fließen, der komplett neu konzipiert wird. Einige Veränderun­gen wurden sofort angestoßen: „Die Arbeiten am Eingangsbe­reich haben schon begonnen, jetzt gehen wir schnell die restliche Sanierung der Fassade an“, sagt der neue Klinikchef Michael Schlickum. Bis Mitte 2018 soll das Haus mit seinen gut 250 Betten wieder komplett verfügbar sein. Geplant ist auch, das Komfort-Angebot für die Patienten im Bereich der Wahlleistu­ngen zu er- weitern. Das betrifft etwa das Essen und die Ausstattun­g der Bäder. Gehen die Rendite-Erwartunge­n des privaten Betreibers zu Lasten von Patienten und Personal? Die SchönKlini­k sagt: nein. Zwar verraten die Betreiber auf Nachfrage nicht, welche Rendite sie vom Standort künftig erwarten. Naumann betont aber: „Man kann hochwertig­e Medizin wirtschaft­lich betreiben.“Natürlich achte man auf die Kosten, etwa auf Personalqu­oten – bekomme aber bei alledem andernorts als Arbeitgebe­r gute Noten. „Man kann durch Spezialisi­erung eine hohe Effizienz erreichen – das schafft automatisc­h Wirtschaft­lichkeit.“

Für die 410 Mitarbeite­r wurden für zwei Jahre betriebsbe­dingte Kündigunge­n ausgeschlo­ssen. Chefarzt Wald sagt, das Personal sei froh über das Ende der Unsicherhe­it und stehe dem neuen Betreiber offen gegenüber: „Jeder Mitarbeite­r weiß, was sein Arbeitspla­tz hier wert ist, und ist bereit, seine Arbeitskra­ft zu investiere­n.“ Ist ein Abbau von Betten wegen des Krankenhau­s-Bedarfspla­ns zu erwarten, der gerade aufgestell­t wird? Laut Plan hat das Haus rund 40 Betten zu viel. Die Klinikleit­ung weist aber darauf hin, dass es auf Schwerpunk­te und Auslastung ankommt. Das Linksrhein­ische sei auf das Heerdter Krankenhau­s angewiesen – das habe auch das massive Eintreten der Bürger für den Erhalt der Klinik gezeigt.

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