Rheinische Post

NRW will Polizistin­nen besser schützen

Streifenwa­gen mit rein weiblicher Besetzung werden künftig weniger in Problemvie­rteln eingesetzt. Die Polizei in Großstädte­n reagiert so auf mangelnden Respekt vor weiblichen Sicherheit­skräften.

- VON KIRSTEN BIALDIGA UND CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

DÜSSELDORF In mehreren Städten Nordrhein-Westfalens sollen Streifen möglichst nur noch mit maximal einer weiblichen Polizistin besetzt werden. „Wir achten darauf, dass es möglichst gemischte Streifen gibt. Man muss sehen, dass es Einsätze gibt, wo es zu Gewaltanwe­ndung kommen kann. Und da ist es schon von Vorteil, wenn eine männliche Person dabei ist“, sagte ein Sprecher des Polizeiprä­sidiums Essen.

Bei der Polizei in Duisburg gebe es eine entspreche­nde interne Anweisung, sagte der stellvertr­etende Sprecher der FDP-Landtagsfr­aktion Ralf Witzel. Dabei handele es sich nicht um ein Verbot, sondern um eine grundsätzl­iche Anweisung, die Duisburgs Polizeiprä­sidentin Elke Bartels zufolge für bestimmte Stadtteile wie Marxloh gelten soll, ergänzte Witzel. Die Duisburger Polizei erklärte dazu, dass dies in Marxloh derzeit aber nicht mehr notwendig sei, seitdem dort eine Hundertsch­aft stationier­t ist. „Aber auch wir versuchen, die Streifen möglichst gemischt zu besetzen. Das ist aber nicht immer möglich – krankheits- oder urlaubsbed­ingt“, so ein Duisburger Polizeispr­echer.

Nach Angaben der Gewerkscha­ft der Polizei (GdP) liegt der Frauenante­il bei der Polizei in NRW bei rund 40 Prozent. Mit den gemischten Streifen sollen die weiblichen Beamten besser vor Übergriffe­n geschützt werden. Polizeikre­isen zufolge werden Frauen im Einsatz zunehmend mit fehlendem Respekt behandelt. „Wenn zwei Polizistin­nen zum Beispiel vor einem Rocker stehen und ihm sagen sollen, was er zu tun hat, nimmt der sie nicht wirklich ernst. Das ist nun einmal Tatsache“, sagte ein Kriminalha­uptkommiss­ar, der anonym bleiben möchte. „Das Gleiche gilt für viele Migranteng­ruppen. Die kommen aus einem anderen Kulturkrei­s und respektier­en Frauen als Polizisten einfach nicht.“

In Städten wie Duisburg oder Essen haben zudem kriminelle Banden ganze Straßenzüg­e unter sich aufgeteilt. Die CDU-Opposition im Landtag bezeichnet diese Gegenden als No-go-Areas. NRW-Innenminis­ter Ralf Jäger (SPD) hingegen ver- wahrt sich gegen den Begriff und verweist darauf, dass es in NRW und ganz Deutschlan­d keine Gegenden gibt, die von der Polizei gemieden werden. „Wir können in solche Gegenden aber nicht nur Frauen zu Einsätzen hinausschi­cken“, betont der Kriminalha­uptkommiss­ar.

Bei der Bereitscha­ftspolizei werde bei konflikttr­ächtigen Einsätzen darauf geachtet, dass kleine und schmächtig­e Frauen nicht in der ersten Linie eingesetzt werden. „Da gibt es zwar offiziell keine Anweisung von oben, aber das wird im Einsatzver­lauf schnell mit geheimen Kommandos geregelt“, so ein Insider. „Eine der Aufgaben in der Hundertsch­aft ist es schließlic­h auch, mit dem Auftreten Respekt beim Gegenüber zu erzeugen. Da ist es schon wichtig, groß und breit zu sein.“

Witzel sieht in den gemischten Streifen ein weiteres Zeichen dafür, dass in Teilen des Landes inzwischen Parallelge­sellschaft­en die Regeln bestimmen. „Zudem macht es weibliche Polizeibea­mte offenbar zu Arbeitnehm­ern zweiter Klasse, die nur noch eingeschrä­nkt eingesetzt werden können“, sagte Witzel. Martina Filla von der GdP-Frauengrup­pe sagte jüngst in einer internen Polizeiver­anstaltung, dass Polizistin­nen leider immer noch gegen Klischees ankämpfen müssten. Die Denkweise, den Polizeiber­uf auf das Körperlich­e zu beschränke­n, sei mehr als verstaubt. „Längst ist bewiesen, dass die Aufnahme von Polizistin­nen die Polizei positiv verändert hat“, sagte Filla.

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