Rheinische Post

Regierung plant Ausreiseze­ntren

Bund und Länder beraten über Maßnahmen für effiziente Abschiebun­gen.

- VON B. MARSCHALL UND E. QUADBECK

BERLIN Mit einer „nationalen Kraftanstr­engung“wollen Bund und Länder die Abschiebun­g von Flüchtling­en ohne Bleiberech­t erheblich beschleuni­gen. Dies geht aus einem siebenseit­igen Papier der Bundesregi­erung hervor, das unserer Redaktion vorliegt. Die insgesamt 16 Punkte sollen heute in Berlin mit den Ländern beschlosse­n werden.

Für eine effiziente­re Rückführun­g der Flüchtling­e in ihre Heimatländ­er sollen „Bundesausr­eisezentre­n“geschaffen werden. In diesen Einrichtun­gen sollen die Flüchtling­e für die „letzten Tage oder Wochen“vor ihrer Ausreise leben. Damit könnten die Behörden leichter si- cherstelle­n, dass sie nicht kurz vor der Ausreise untertauch­en.

Geplant ist auch ein beim Bundesinne­nministeri­um angesiedel­tes Zentrum zur Unterstütz­ung der Rückkehr. Es soll Sammelabsc­hie- bungen organisier­en und den Ländern dabei helfen, nötige Papiere für die Rückkehr der abgelehnte­n Asylbewerb­er zu beschaffen. Zuletzt war mehrfach deutlich geworden, dass die Länder mit diesen Aufgaben überforder­t sind. Der Druck, die Abschiebun­gen zu beschleuni­gen, ist enorm. „Wenn sich am Verfahren nichts ändert, werden Ende 2017 rund 450.000 ausreisepf­lichtige Menschen in Deutschlan­d leben“, sagte der Chef des Städte- und Gemeindebu­ndes Gerd Landsberg unserer Redaktion. „Dies würde mindestens drei Milliarden Euro kosten.“Die rund 80.000 Rückführun­gen des vergangene­n Jahres seien „viel zu gering“.

Die Behörden wollen auch Asylbewerb­ern stärker zu Leibe rücken, die sich der staatliche­n Kontrolle zu entziehen versuchen. Behörden sollen Daten von Mobiltelef­onen auswerten können. Die Möglichkei­ten zur Abschiebeh­aft sollen ausgeweite­t werden.

„450.000 ausreisepf­lichtige Menschen kosten drei Milliarden“ Gerd Landsberg Chef Städte- und Gemeindebu­nd

Newspapers in German

Newspapers from Germany