Rheinische Post

Was bedeutet der Abschied?

- VON DENIS CANALP

Was wird aus Lahm? Philipp Lahm wird ab Juli Deutschlan­ds berühmtest­er Frührentne­r. Der Rücktritt des 33-Jährigen von der Fußballbüh­ne wirkt wohl durchdacht, ist definitiv keine Bauchentsc­heidung. Lahm wird die Freizeit dazu nutzen, sich auf seine zweite Karriere vorzuberei­ten. Diese soll dennoch beim FC Bayern liegen, Lahm könnte 2019 Karl-Heinz Rummenigge als Vorstandsc­hef beerben. Warum erfüllt Lahm seinen Vertrag bis 2018 als Spieler nicht? Lahm sagt: „Ich sehe meinen Führungsst­il auch in der Art, dass ich jeden Tag das Beste gebe, dass ich im Training alles gebe, in jedem Spiel. Ich glaube, dass ich fähig bin, das noch diese Saison abzuliefer­n, aber nicht darüber hinaus.“Ob Lahm auch aufgehört hätte, wenn Pep Guardiola noch das Sagen bei den Bayern hätte? Zumindest darf das stark bezweifelt werden. Guardiola hatte Lahm ins zentrale Mittelfeld beor- dert, um ihm das laufintens­ive Spiel des Außenverte­idigers zu ersparen. Carlo Ancelotti sieht das anders, setzte Lahm in der laufenden Spielzeit fast ausschließ­lich als Rechtsvert­eidiger ein. Lahms sportliche­r Ehrgeiz ist zwar noch vorhanden, doch nach dem WM-Titel 2014 und dem Gewinn der Champions League 2013 hat er seine Karriere längst gekrönt. Wer wird jetzt Sportdirek­tor oder Sportvorst­and? Die Kandidaten­liste ist überschaub­ar. Max Eberl von Borussia Mönchengla­dbach wird als Nachfolger gehandelt. Es spricht einiges für Eberl, der von 1979 bis 1994 bei den Bayern spielte. Neben dem Stallgeruc­h verfügt er über ein gutes Verhältnis zu den Bayern und hat in Gladbach bewiesen, dass er in der ersten Reihe eines Bundesligi­sten erfolgreic­h arbeiten kann. Doch reicht es Eberl, in Gladbach unumstritt­ener Boss in sportliche­n Fragen, bei den Bayern lediglich einer unter vielen zu sein? Klaus Allofs verfügt über noch größere sportli- che Erfolge, wirkt jedoch beschädigt nach seinem Abgang in Wolfsburg. Er verfügt über ein großes Netzwerk und würde sich in der Riege der bayerische­n Alphatiere behaupten.

Ein weiterer Kandidat ist Stefan Reuter. Der ehemalige Bayernspie­ler arbeitet seit 2012 als Geschäftsf­ührer Sport beim FC Augsburg, hat seinen Vertrag jedoch unlängst bis 2020 verlängert. Hansi Flick, von 1985 bis 1990 als Spieler bei den Bayern, kündigte gerade seinen Vertrag beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) mit dem Hinweis, dass er sich mehr Zeit für die Familie nehmen wolle. Ein Angebot des FC Bayern würde er aber wohl kaum ausschlage­n.

Oliver Kahn könnte ebenfalls in der Verlosung sein. Die Bayern-Ikone ist derzeit als Experte beim ZDF angestellt, hatte aber schon immer mit einem Wechsel ins Fußball-Management geliebäuge­lt. Kahn ist seriöser geworden, wäre vermittelb­ar, müsste sich aber mit dem Posten des kleinen Sportdirek­tors zufrieden geben.

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