Polizei warnt vor neuer Betrugsmasche
Die Täter locken am Telefon mit einem angeblichen Geldgewinn, verlangen für die Auszahlung eine Bearbeitungsgebühr – und haben es dabei offenbar eigentlich auf die Bankdaten der Opfer abgesehen.
Der Anruf kam zur Mittagszeit. Bei einer Verlosung unter den Kunden eines großen Unternehmens habe er 45.500 Euro gewonnen, verkündete ein seriös klingender Herr am Festnetzanschluss von Thomas Bußkamp. Der 66-Jährige glaubte zwar kein Wort, hörte aber trotzdem zu: Das Geld werde ihm in bar überbracht, was Kosten mit sich bringe, redete der Anrufer weiter. Aber was sind bei diesem Gewinn schon 900 Euro für Sicherheitsfirma und Notar? Das Geld könne Bußkamp ganz bequem bei der Übergabe zahlen – mit seiner ec-Karte. Einfach die Pin ins Lesegerät tippen, und schon bekäme er seinen Koffer voll Geld. Für die Polizei, die der frühere RP-Fotograf sofort einschaltete, ist klar: Er sollte nicht nur um 900 Euro betrogen werden, sondern man wollte auch an seine Kontodaten.
Gewinnversprechen, mit denen vor allem ältere Menschen am Telefon um ihr Erspartes gebracht werden, gibt es schon lange. Meist geht es den Tätern um die angebliche Bearbeitungsgebühr, die von den „Gewinnern“vorab auf irgendein Auslandskonto überwiesen werden soll. „Dieser Trick klappt vielleicht nur bei jedem zehnten Versuch“, sagt Kriminalhauptkommissar Raimund Dockter von der Düsseldorfer Polizei. „Aber es scheint sich für die Täter immer noch zu lohnen.“ Der Trick Gelockt wird mit hohen Gewinnen, angeblichen Erbschaf- ten im Ausland oder der Beteiligung an einem Vermögen, das der rechtmäßige Besitzer nur mit Hilfe des – meist per Email kontaktierten – Opfers aus Nigeria transferieren kann. Schutz In allen Fällen sollte der gesunde Menschenverstand davor bewahren, auf die Tricks hereinzufal- len. Aber die Aussicht auf hohe Summen lässt oft den Verstand aussetzen. „Gier frisst Hirn“heißt die Kurzformel, nach der auch Anlagebetrug im großen Stil funktioniert. Die Variante Wer nicht spielt, kann auch nichts gewinnen – eine Schwachstelle im Trick, den die Tä- ter jetzt nachbessern und behaupten, der Gewinn stamme aus einer Verlosung unter Kunden großer Unternehmen. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Angerufene einen Handyanschluss oder eine Fernsehzeitschrift abonniert hat, ist groß. Manche Täter greifen aber auch direkt auf Kundendateien zurück, die auf dem Schwarzmarkt gehandelt werden. Statt der Vorabüberweisung von Bearbeitungsgebühren wird zum scheinbaren Beweis der Seriosität angeboten, in Form von Gutscheinen diverser Online-Plattformen (z.B. Amazon oder Steam) zu zahlen. Was viele nicht wissen: Die Gutschein-Nummern sind wie Bargeld – bei Weitergabe sind sie weg. Und der Geldkoffer kommt nie. Schutz Am besten nie auf solche Offerten eingehen, rät Raimund Dockter. Echte Gewinne würden nie auf diese Art abgewickelt. Und nie heißt in dem Fall: Wirklich nie.
Thomas Bußkamp hat zur verabredeten Zeit übrigens vergeblich auf den Anruf des angeblichen Geldboten gewartet. Die Täter rochen vermutlich Lunte und bekamen mit, dass er die Polizei einschaltete.