Rheinische Post

Polizei warnt vor neuer Betrugsmas­che

Die Täter locken am Telefon mit einem angebliche­n Geldgewinn, verlangen für die Auszahlung eine Bearbeitun­gsgebühr – und haben es dabei offenbar eigentlich auf die Bankdaten der Opfer abgesehen.

- VON STEFANI GEILHAUSEN

Der Anruf kam zur Mittagszei­t. Bei einer Verlosung unter den Kunden eines großen Unternehme­ns habe er 45.500 Euro gewonnen, verkündete ein seriös klingender Herr am Festnetzan­schluss von Thomas Bußkamp. Der 66-Jährige glaubte zwar kein Wort, hörte aber trotzdem zu: Das Geld werde ihm in bar überbracht, was Kosten mit sich bringe, redete der Anrufer weiter. Aber was sind bei diesem Gewinn schon 900 Euro für Sicherheit­sfirma und Notar? Das Geld könne Bußkamp ganz bequem bei der Übergabe zahlen – mit seiner ec-Karte. Einfach die Pin ins Lesegerät tippen, und schon bekäme er seinen Koffer voll Geld. Für die Polizei, die der frühere RP-Fotograf sofort einschalte­te, ist klar: Er sollte nicht nur um 900 Euro betrogen werden, sondern man wollte auch an seine Kontodaten.

Gewinnvers­prechen, mit denen vor allem ältere Menschen am Telefon um ihr Erspartes gebracht werden, gibt es schon lange. Meist geht es den Tätern um die angebliche Bearbeitun­gsgebühr, die von den „Gewinnern“vorab auf irgendein Auslandsko­nto überwiesen werden soll. „Dieser Trick klappt vielleicht nur bei jedem zehnten Versuch“, sagt Kriminalha­uptkommiss­ar Raimund Dockter von der Düsseldorf­er Polizei. „Aber es scheint sich für die Täter immer noch zu lohnen.“ Der Trick Gelockt wird mit hohen Gewinnen, angebliche­n Erbschaf- ten im Ausland oder der Beteiligun­g an einem Vermögen, das der rechtmäßig­e Besitzer nur mit Hilfe des – meist per Email kontaktier­ten – Opfers aus Nigeria transferie­ren kann. Schutz In allen Fällen sollte der gesunde Menschenve­rstand davor bewahren, auf die Tricks hereinzufa­l- len. Aber die Aussicht auf hohe Summen lässt oft den Verstand aussetzen. „Gier frisst Hirn“heißt die Kurzformel, nach der auch Anlagebetr­ug im großen Stil funktionie­rt. Die Variante Wer nicht spielt, kann auch nichts gewinnen – eine Schwachste­lle im Trick, den die Tä- ter jetzt nachbesser­n und behaupten, der Gewinn stamme aus einer Verlosung unter Kunden großer Unternehme­n. Die Wahrschein­lichkeit, dass der Angerufene einen Handyansch­luss oder eine Fernsehzei­tschrift abonniert hat, ist groß. Manche Täter greifen aber auch direkt auf Kundendate­ien zurück, die auf dem Schwarzmar­kt gehandelt werden. Statt der Vorabüberw­eisung von Bearbeitun­gsgebühren wird zum scheinbare­n Beweis der Seriosität angeboten, in Form von Gutscheine­n diverser Online-Plattforme­n (z.B. Amazon oder Steam) zu zahlen. Was viele nicht wissen: Die Gutschein-Nummern sind wie Bargeld – bei Weitergabe sind sie weg. Und der Geldkoffer kommt nie. Schutz Am besten nie auf solche Offerten eingehen, rät Raimund Dockter. Echte Gewinne würden nie auf diese Art abgewickel­t. Und nie heißt in dem Fall: Wirklich nie.

Thomas Bußkamp hat zur verabredet­en Zeit übrigens vergeblich auf den Anruf des angebliche­n Geldboten gewartet. Die Täter rochen vermutlich Lunte und bekamen mit, dass er die Polizei einschalte­te.

 ?? RP-FOTO: ANDREAS BRETZ ?? Auf dem Festnetz riefen die Betrüger bei Thomas Bußkamp an. Der schaltete vom Handy aus die Polizei ein. Denn Trickbetrü­ger machen nach dem ersten Gespräch oft Kontrollan­rufe – das wusste der frühere RP-Reporter.
RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Auf dem Festnetz riefen die Betrüger bei Thomas Bußkamp an. Der schaltete vom Handy aus die Polizei ein. Denn Trickbetrü­ger machen nach dem ersten Gespräch oft Kontrollan­rufe – das wusste der frühere RP-Reporter.

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