Tanzen für den künftigen Beruf
Die „Ballettschule Pergel-Ernst“bildet junge Menschen aus und ermöglicht ihnen, ihren tänzerischen Traumberuf zu erfüllen. Bevor es soweit ist, sind Ehrgeiz, Ausdauer und nicht zuletzt Begabung gefragt. Ein Besuch.
HEERDT Von der Straße kaum einsehbar führt der Weg zur Ballettschule Pergel-Ernst über einen unscheinbaren Hinterhof an der Straße Am Heerdter Hof. Wer vermutet schon, dass dort in Nachbarschaft zu einem Handwerksbetrieb kleine und große Ballettratten Anmut und Grazie hinter das derbe, aus dem 19. Jahrhundert stammende Mauerwerk zaubern. Es sind aber nicht die kleinen niedlichen Mädchen, die mit viel Spaß übers Parkett hüpfen, denen diesmal das Interesse gilt. Vielmehr machen junge Frauen neugierig, die sich auf einen tänzerischen oder tanzpädagogischen Beruf vorbereiten.
Neun von ihnen werden an diesem Tag von Ballettmeisterin und Schulleiterin Claudia Ernst trainiert. Ruhig, aber unnachgiebig gibt sie ihre Anweisungen. „Nicht so stürmisch, das ist zu wild“, sagt sie leise, während sie jede einzelne Schülerin beobachtet. „Es geht um Spannung und Entspannung, so wie bei einem Gummiband“, erklärt sie weiter. Die Schülerinnen springen ungeachtet der Besucher durch den Raum, üben an der Stange, rutschen in den Spagat. Willig beugen sie sich dem Leistungsdruck, indem sie die Korrekturen auf der Stelle umsetzen. „Ganz genau so. Sie können es doch“, lobt die Lehrerin. Ein Lächeln kommt zurück und noch einmal geht’s mit eleganten Drehungen und Sprüngen durch den Raum.
Auffallend ist der Ehrgeiz der Schülerinnen, oder besser Azubis, die das Ziel zusammenschweißt, ihren Traumberuf zu verwirklichen. nicht jetzt, wann dann?“, sagt sie fröhlich und ergänzt: „Ich möchte Laientanzpädagogin werden, Kinder, Jugendliche und Erwachsene in Fächern des Bühnentanzes unterrichten.“Tanz-, Ballett- Gymnastikund Musikschulen kämen dafür in Frage.
Für ihren Traumberuf nehmen die Schülerinnen eine prall gefüllte 35-Stunden-Woche in Kauf. Denn neben dem Tanztraining werden auch allgemeinbildende Fächer wie Deutsch, Politik, Wirtschaft, Musikgeschichte und Kunst gelehrt. Ebenso Anatomie, Sportmedizin, und Choreographie, um nur einige Fächer zu nennen. „Nur aus dem Bauch heraus kann nicht unterrichtet werden“, klärt Claudia PergelErnst auf. Wichtig seien vor allem körperliche Voraussetzungen, tänzerische Intelligenz, musikalischrhythmisch und darstellerische Begabung und Leistungsbereitschaft. Die Figur spiele eine untergeordnete Rolle.
Das ungarische Tanzpaar Gizelle und Ferencz Pergel hat die Tanzschule 1945 ins Leben gerufen und an der Talstraße den Grundstein für ein erfolgreiches Bildungskonzept gelegt. Als die Räume dort zu klein wurden, wechselte die Schule nach Heerdt. 1995 hat Claudia Ernst, vormals Assistentin der Geschäftsleitung, die „Schule für Bühnentanz“übernommen. Sie selbst hat dort ihre Qualifikationen erworben und lehrt klassischen und höfischen Tanz wie auch Folklore. „Wir sorgen für den eigenen Nachwuchs“, sagt sie. „Denn die Schüler, die wir einst ausgebildet haben, schicken uns jetzt ihre Kinder.“