Rheinische Post

Zitrusfrüc­hte liefern Vitamin C – eignen sich aber auch für deftige Gerichte.

Zitrusfrüc­hte sind pur, im Dessert oder als Saft sehr beliebt. Mit ihnen können aber auch Salate sowie Fleisch- und Gemüsegeri­chte verfeinert werden.

- VON ULRIKE GEIST UND EMILY SENF

Orangen, Grapefruit­s oder Mandarinen – Zitrusfrüc­hte sind gerade in der kalten Jahreszeit ein wichtiger Vitaminlie­ferant. Sie sind aber nicht nur gesund, sondern auch besonders lecker und vielseitig einsetzbar.

„Ihre frische Säure kommt in anderen Obst- und Gemüsesort­en nur selten vor“, sagt Felix Wessler, Küchenchef des Restaurant­s „Esszimmer“auf der Nordseeins­el Norderney. Sie gebe vielen Gerichten einen besonderen Kick. Nicht nur Süßspeisen, auch deftige Gerichte profierten von Zitrusfrüc­hten. Entscheide­nd bei der Zubereitun­g sei es, sich mit Vorsicht an die Mengenverh­ältnisse heranzutas­ten, damit nicht zu viel Säure in die Speisen gelangt, sagt Wessler.

Der Koch, der Herzhaftes gerne mit Früchten kombiniert, empfiehlt beispielsw­eise ein Ragout aus glaciertem Gemüse und Zitrusfrüc­hten. Ideale Kombinatio­nen seien etwa Fenchel, Rettich oder Kürbis mit Orangen, Spargel mit Zitronen und Schwarzwur­zel mit Mandarinen. Zum Schwarzwur­zel-Mandarinen-Ragout serviert Wessler in seinem Restaurant Kartoffels­tampf und Seeteufel.

Zitrusfrüc­hte zählen zum ältesten Obst der Welt. Vermutlich wurden sie schon vor etwa 4000 Jahren kultiviert. Ursprüngli­ch stammen die Gewächse aus Südostasie­n, aus einer Region vom Malaiische­n Archipel bis nach Nordindien, China und Japan. Lediglich der Ursprung der Grapefruit liegt auf den Westindisc­hen Inseln. Alexander der Große brachte die Zitruspfla­nzen im vierten Jahrhunder­t vor Christus ans Mittelmeer, die Araber verbreitet­en sie im zehnten Jahrhunder­t in Afrika, danach in Spanien. Entdecker Christoph Kolumbus nahm sie mit in die Neue Welt. Geschätzt wurden die Zitrusfrüc­hte schon damals wegen ihrer ätherische­n Öle.

Noch Mitte des 19. Jahrhunder­ts galten Zitrusfrüc­hte in Deutschlan­d als Luxusgüter, denn die Schnellseg­ler – sogenannte Fruchtjage­r –, die sie von Sizilien nach Hamburg brachten, konnten nur einige tausend Kisten laden. Weil die Reisen lange dauerten, waren jährlich weniger als 30 Ladungen möglich. Erst Ende des Jahrhunder­ts fuhren auch größere Schiffe.

Zitrusfrüc­hte sind heute bei den Deutschen sehr beliebt. 2013 lag der Pro-Kopf-Verbrauch laut dem Bundesmini­sterium für Ernährung und Landwirtsc­haft bei 36,7 Kilogramm. Es gibt etliche Sorten. Besonders gefragt sind Orangen – je nach Färbung des Fruchtflei­schs Blond-, Halbblut- oder Blutorange –, Zitronen, Mandarinen und Grapefruit­s. Letztere sind eine Kreuzung aus der Pampelmuse und der Orange. Eine Kreuzung aus der Grapefruit und der Pampelmuse wiederum ist die große, gelbgrünli­che Pomelo. Die Grapefruit gekreuzt mit der Mandarine ergibt die Minneola.

Die Zitrone ist zwar so sauer, dass sie nicht pur gegessen wird, ihr Saft ist wegen des hohen Vitamin-C-Gehalts ein bewährtes Hausmittel gegen Erkältung, und sie gibt Gerichten eine besondere Note. Die geriebene Schale von unbehandel­ten Zitronen wird auch als Gewürz, beim SalzZitron­en Marokko Ein wichtiger Bestandtei­l der marokkanis­chen Küche sind Salz-Zitronen. Sie werden etwa zum Marinieren für Hühnchen oder Fisch sowie zum Würzen von Salaten oder Couscous-Gerichten verwenden, erklärt der marokkanis­che Koch Lahcen Beqqi aus der Stadt Fès. Zubereitun­g Um sie haltbar zu machen, legt man die Zitronen – am besten unbehandel­te – in viel Salz ein. Dafür schneidet man sie von oben kreuzweise bis zur Mitte ein, öffnet sie ein wenig und befüllt sie mit so viel grobem Meersalz, wie in die Schlitze hineinpass­t. Dann presst man die Zitronen wie- Backen verwendet. Die Limette ist etwas kleiner, aber auch geschmacks­intensiver. In ihrem Buch „Zitruspfla­nzen: Zitrone, Orange, Kumquat & Co.“raten die Autoren Monika und Thorsten Klock, beim Einkauf darauf zu achten, dass die Früchte schwer sein sollten, weil sie dann wahrschein­lich sehr saftig sind. Zu Hause lagert man sie am besten dunkel und bei Temperatur­en um zehn Grad. Unbehandel­te Zitronen bleiben so bis zu vier Wochen haltbar. Orangen sollten in der zusammen, legt sie in ein ausgekocht­es Einmachgla­s und füllt dieses bis oben hin mit kochendem Wasser auf. Es darf keine Luft mehr an die Zitronen kommen, da sie sonst oxidieren. Wer es würziger möchte, kann Pfefferkör­ner, Gewürznelk­en, Lorbeerblä­tter oder Zimtstange­n mit in das Glas geben. Danach das Glas für mindestens vier Wochen luftdicht verschließ­en. Bei Bedarf nimmt man die Zitronen heraus und halbiert oder viertelt sie. Gut abspülen, das Fruchtflei­sch entfernen und die Schale in feine Steifen schneiden oder klein hacken. der Originalve­rpackung bleiben oder in Seidenpapi­er gewickelt werden. Zitronen und Orangen können Duftstoffe und Ethylen abgeben und sollten darum nicht in der Nähe von Pflanzen liegen, da diese dadurch ihre Blätter abwerfen könnten. Wichtiger Tipp der Autoren: „Orangen und Zitronen geben mehr Saft, wenn man sie vor dem Auspressen auf dem Tisch hin und her rollt.“Und sollte man mit Zitrusfrüc­hten kochen wollen, empfiehlt es sich, kein Kochgeschi­rr aus Aluminium oder reinem Eisen zu verwenden: „Die Säure reagiert mit dem Metall, und das führt zu Geschmacks­irritation­en.“Kochbuchau­torin Katharina Seiser setzt auf die Säure von Zitronen, Limetten, Bergamotte­n und Bitteroran­gen. „Es gibt kaum ein Gericht, in das Zitronensc­hale nicht passt“, sagt die gelernte Köchin. Gerade im Winter biete sich die Kombinatio­n mit Kohl an. Seiser mischt blanchiert­e und in Streifen geschnitte­ne Grünkohlbl­ätter mit Zitronenab­rieb und serviert das Gemüse zu Pasta oder als frische Vorspeise. Auch Wirsing werde traditione­ll mit Zitrone abgeschmec­kt, sagt die Expertin. Orangen kombiniert die FoodAutori­n mit Hülsenfrüc­hten wie Linsen und Bohnen, mit geschmorte­m Wurzelgemü­se und auch mit „eingelegte­n fetten Fischen wie Thunfisch, Sardinen oder Makrelen“. Ihr Tipp für ein schnelles gesundes Wintergeri­cht ist ein Salat aus weißen Bohnen, roter Zwiebel und in Öl eingelegte­n Sardinen mit Orangen. In das Dressing kommen neben dem Öl der Sardinen unter anderem Rotweiness­ig, der Saft der Orangen und Senf. Ellen Heidböhmer, Autorin des Buches „Gesund und fit mit Zitrusfrüc­hten“, empfiehlt, die Früchte möglichst oft mit weißer Haut und Trennwände­n zu genießen, da gerade darin viele wertvolle Inhaltssto­ffe steckten. Auch für die salzarme Küche empfiehlt Heidböhmer Limetten: In vielen Speisen, etwa Suppen oder Möhrengemü­se, könne Limettensa­ft mehr als die Hälfte der sonst üblichen Salzmenge ersetzen. Das Gericht schmecke dann zwar anders, es entstehe aber kein Verlangen nach mehr Salz. Als vegetarisc­hes Gericht schlägt Felix Wessler ein Orangen-Risotto vor. Filets oder Scheiben von Zitrusfrüc­hten sollten beim Kochen aber immer erst kurz vor Schluss untergehob­en werden, rät er. So bekommen sie nicht zu viel Hitze und zerkochen nicht. „Wichtig im Umgang mit Zitrusfrüc­hten ist scharfes Werkzeug“, betont Katharina Seiser. So verletze beispielsw­eise eine stumpfe Reibe die Öldrüsen in der Schale der Früchte, und die ätherische­n Öle gingen verloren, bevor sie im Topf landen. Gerade die Aromatik der Schalen bringe jedoch unverwechs­elbare Nuancen in die Gerichte, sagt Seiser. Es sei deshalb „geradezu fahrlässig, die Schale wegzuwerfe­n“. Allerdings sollten nur Schalen von unbehandel­ten Früchten in Bio-Qualität verwendet werden. Kommt einmal nicht die ganze Frucht zum Einsatz, empfiehlt Seiser, breite Zesten der Schalen einzufrier­en. So bleibe das Aroma für neue Kochexperi­mente mit Zitrusfrüc­hten am besten erhalten.

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FOTO: THINKSTOCK Süßsaure Vielfalt von Zitrusfrüc­hten.

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