Minister: „Fußball am Scheideweg“
Innenminister sieht nach Krawallen in Dortmund die Fankultur in Gefahr.
DÜSSELDORF Nordrhein-Westfalens Innenminister Ralf Jäger (SPD) nimmt nach den Ausschreitungen beim Spiel Dortmund gegen Leipzig die Fans in die Verantwortung. „Die Kurve ist auch dafür verantwortlich, Straftäter und Kriminelle in ihren Reihen der Polizei zu melden und dafür zu sorgen, dass diese Krawallmacher aus den Stadien verschwinden“, sagte Jäger gestern im Innenausschuss des Düsseldorfer Landtages. Ändere sich nichts, so drohten in Deutschland auch Verhältnisse wie in England, wo man die Fankultur aus Sicherheitsgründen fast ganz aus den Stadien verbannt hat. „Der deutsche Fußball steht am Scheideweg“, so der Minister.
Ordnungskräfte, Polizei, Fanbeauftragte und Fußballvereine seien gemeinsam dafür verantwortlich, die „0,5 Prozent der Straftäter“unter den Fans aus den Stadien herauszuhalten. Es könne nicht sein, dass nach solchen Ausschreitungen immer zunächst der Fokus auf die Polizei und nicht auf die Straftäter, die das zu verantworten haben, gerichtet werde, so der Minister.
Bei den schweren Ausschreitungen vor dem Bundesliga-Spiel von Borussia Dortmund gegen RB Leipzig am vergangenen Samstag waren acht Menschen verletzt worden, darunter vier Polizisten. Anhänger der Dortmunder Ultras waren auf normale Fans aus Leipzig losgegangen, darunter Frauen und Kinder. Die gewalttätigen BVB-Anhänger hatten Steine, Flaschen, Kisten und Dosen geworfen. Die Verantwortlichen von RB Leipzig hatten den NRW-Innen- minister im vergangenen November nach Vorfällen bei Spielen in Leverkusen und Köln angeschrieben und um zusätzlichen Schutz für Bus und Mannschaft und eine Neubewertung der Risikolage gebeten. „Dem ist die Polizei auch nachgekommen“, sagte der Inspekteur der NRW-Polizei, Bernd Heinen.
Die Polizei sei mit 237 Beamten und kurzfristig „nachalarmierten“Kräften aus Recklinghausen und Bochum bei dem Spiel in Dortmund auch richtig aufgestellt gewesen, erklärte Heinen. Als Risikospiel sei die Partie aber nicht eingestuft gewesen, so der Inspekteur, der davon ausgeht, dass die Leipziger Fans vermutlich nur angegriffen worden seien, weil die Ultras nicht an den Mannschaftsbus von RB herankamen. Denn die Polizei hatte in Absprache mit der Auswärtsmannschaft zuvor die Fahrtroute ändern lassen. Auch fuhr der Bus an einer anderen Stelle ins Stadion ein als sonst.