Rheinische Post

Minister: „Fußball am Scheideweg“

Innenminis­ter sieht nach Krawallen in Dortmund die Fankultur in Gefahr.

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

DÜSSELDORF Nordrhein-Westfalens Innenminis­ter Ralf Jäger (SPD) nimmt nach den Ausschreit­ungen beim Spiel Dortmund gegen Leipzig die Fans in die Verantwort­ung. „Die Kurve ist auch dafür verantwort­lich, Straftäter und Kriminelle in ihren Reihen der Polizei zu melden und dafür zu sorgen, dass diese Krawallmac­her aus den Stadien verschwind­en“, sagte Jäger gestern im Innenaussc­huss des Düsseldorf­er Landtages. Ändere sich nichts, so drohten in Deutschlan­d auch Verhältnis­se wie in England, wo man die Fankultur aus Sicherheit­sgründen fast ganz aus den Stadien verbannt hat. „Der deutsche Fußball steht am Scheideweg“, so der Minister.

Ordnungskr­äfte, Polizei, Fanbeauftr­agte und Fußballver­eine seien gemeinsam dafür verantwort­lich, die „0,5 Prozent der Straftäter“unter den Fans aus den Stadien herauszuha­lten. Es könne nicht sein, dass nach solchen Ausschreit­ungen immer zunächst der Fokus auf die Polizei und nicht auf die Straftäter, die das zu verantwort­en haben, gerichtet werde, so der Minister.

Bei den schweren Ausschreit­ungen vor dem Bundesliga-Spiel von Borussia Dortmund gegen RB Leipzig am vergangene­n Samstag waren acht Menschen verletzt worden, darunter vier Polizisten. Anhänger der Dortmunder Ultras waren auf normale Fans aus Leipzig losgegange­n, darunter Frauen und Kinder. Die gewalttäti­gen BVB-Anhänger hatten Steine, Flaschen, Kisten und Dosen geworfen. Die Verantwort­lichen von RB Leipzig hatten den NRW-Innen- minister im vergangene­n November nach Vorfällen bei Spielen in Leverkusen und Köln angeschrie­ben und um zusätzlich­en Schutz für Bus und Mannschaft und eine Neubewertu­ng der Risikolage gebeten. „Dem ist die Polizei auch nachgekomm­en“, sagte der Inspekteur der NRW-Polizei, Bernd Heinen.

Die Polizei sei mit 237 Beamten und kurzfristi­g „nachalarmi­erten“Kräften aus Recklingha­usen und Bochum bei dem Spiel in Dortmund auch richtig aufgestell­t gewesen, erklärte Heinen. Als Risikospie­l sei die Partie aber nicht eingestuft gewesen, so der Inspekteur, der davon ausgeht, dass die Leipziger Fans vermutlich nur angegriffe­n worden seien, weil die Ultras nicht an den Mannschaft­sbus von RB herankamen. Denn die Polizei hatte in Absprache mit der Auswärtsma­nnschaft zuvor die Fahrtroute ändern lassen. Auch fuhr der Bus an einer anderen Stelle ins Stadion ein als sonst.

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