Rheinische Post

Senioren-Union in NRW fühlt sich mal wieder übergangen

- VON DETLEV HÜWEL

DÜSSELDORF Leonhard Kuckart ist verärgert: „So etwas macht man nicht.“Sein Unmut richtet sich gegen die eigene Partei, die nordrheinw­estfälisch­e CDU. Sie habe die Senioren-Union bei der Zusammenst­ellung der Liste für die Bundesvers­ammlung glatt übergangen, schimpft deren Landesvors­itzender. „Alle Vereinigun­gen sind Sonntag mit dabei, wenn der Bundespräs­ident gewählt wird – nur die Senio- ren-Union nicht“, so Kuckart im Gespräch mit unserer Redaktion. Ihm fehle dafür jedes Verständni­s. Dies umso mehr, als „Außenseite­r“wie Veronica Ferres oder Hape Kerkeling von der NRW-CDU ausgewählt worden seien, aber niemand von denen, die schon seit Jahrzehnte­n die Partei unterstütz­ten. Das empfinde er als Brüskierun­g.

Kuckart (85) ist seit 2002 Vorsitzend­er der Senioren-Union in NRW, die rund 25.000 Mitglieder hat (bundesweit sind es 60.000). Der gebürti- ge Schwelmer ist auch deshalb so aufgebrach­t, weil er die SeniorenUn­ion zum wiederholt­en Male von der Partei schlecht behandelt sieht. Bei der Aufstellun­g der Liste für die Landtagswa­hl am 14. Mai sei die Repräsenta­ntin der Vereinigun­g auf den aussichtsl­osen Platz 90 gesetzt worden. Kuckart: „Ein Schlag ins Gesicht der älteren Parteimitg­lieder. So etwas hätte es früher nicht gegeben.“Er hält es auch für „mehr als fragwürdig“, dass der Bundesvors­itzende der Senioren-Union, Otto Wulff, bei der Listenaufs­tellung für den Bundestag nicht zum Zuge gekommen sei. Die Parteispit­ze habe zunächst auf Wulff (84) gesetzt, um den AfD-Politiker Alexander Gauland (75) als Alterspräs­identen im neuen Bundestag zu verhindern. Nachdem aber der FDP-Politiker Hermann Otto Solms (76) seine Bereitscha­ft zur Kandidatur erklärt habe, sei Wulff fallengela­ssen worden. „Man brauchte ihn nicht mehr“, so Kuckart. Aus „Gründen der Selbstacht­ung“habe sich dann niemand anders mehr aus der nordrhein-westfälisc­hen Senioren-Union um einen Listenplat­z bemüht.

All diese Vorgänge, die unausgespr­ochen wohl auch dem Landesvors­itzenden Armin Laschet angelastet werden, hält Kuckart für „indiskutab­el. Ich wundere mich darüber, dass eine Bevölkerun­gsgruppe, die immer stärker wird, einfach nicht berücksich­tigt wird. Das passt nicht zu einer Partei, die sich christlich­en Wertvorste­llungen verbunden fühlt.“

Die NRW-CDU hat zwar wiederholt darauf verwiesen, dass die Parteispit­ze an den großen Versammlun­gen der Senioren-Union teilzunehm­en pflege und deren Arbeit große Wertschätz­ung entgegenbr­inge. Eine aktuelle Stellungna­hme zu Kuckarts Vorwürfen war gestern aber nicht zu bekommen.

Und Kuckart. Wird er am Sonntag die Wahl des Bundespräs­identen am Bildschirm verfolgen? „Nein“, sagt er. „Ich lege die Beine hoch und lese ein Buch.“

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