Rheinische Post

Für einen Sieg gab es hundert Mark

Ingo Lingemann und Klaus Breidenbac­h gehörten zur legendären Mannschaft der DEG, die am 12. Februar 1967 erstmals Eishockey-Meister wurde. Heute wird das Team von damals vor dem Spiel gegen Mannheim um 19.15 Uhr geehrt.

- VON THOMAS SCHULZE

Christof Kreutzer findet gleich die richtigen Worte, die für eine lockere Atmosphäre sorgen. „Der 67er-Jahrgang war ein ganz besonderer“, sagt er grinsend. Augenzwink­ernd verweist er darauf, dass er da geboren ist. Doch für die Düsseldorf­er Eislauf-Gemeinscha­ft ist es aus anderem Grund ein unvergesse­nes Jahr. Da wurde die DEG erstmals deutscher Meister – am 12. Februar durch einen 3:1-Sieg gegen Mannheim. Da passt es, dass die Düsseldorf­er heute am Vorabend des 50-Jährigen erneut auf diesen Gegner treffen. Es liegt nahe, dass sich die Mannschaft von einst heute trifft und vor dem Spiel geehrt wird. Alle 16 noch lebenden Spieler kommen, sogar Kalle Heitmüller aus Südafrika; vier sind verstorben, auch Trainer Hans Rampf.

Heute werden sicher viele Geschichte­n von damals erzählt. Einige haben Ingo Lingemann und Klaus Breidenbac­h, die der Mannschaft angehörten, schon ausgeplaud­ert. „Für einen Sieg gab es damals 100 Mark, für ein Unentschie­den 50 und bei einer Niederlage 30 Mark“, berichtet Lingemann. „Aber der Sepp Reif und der Otto Schneitber­ger haben vermutlich etwas mehr bekommen.“Die Vermutung liegt nahe, denn die beiden Stars hatten als erste bayerische Spieler die Heimat verlassen, um nördlich des Weißwurstä­quators Eishockey zu spielen. „Aber auch die Spieler aus Dortmund hatten großen Anteil am Titel“, sagt Breidenbac­h. „Der Dortmunder Verein war insolvent geworden, und sie waren ablösefrei zu uns gekommen.“

14 Jahre in Folge hatten der EV Füssen, SC Rießersee und EC Bad Tölz die Meistersch­aft unter sich ausgemacht. Entspreche­nd groß waren die Anfeindung­en, als plötzlich die DEG im Kampf um den Titel mitmischte. „In Bad Tölz gab es Drohungen gegen den Otto“, erinnert sich Lingemann. „Unser Bus bekam Polizeisch­utz, und der Trainer hat uns verboten, den Pausentee zu trinken, weil er sicher war, dass die uns da was reingetan haben.“Und als die DEG in Bad Tölz in Führung lag, fiel plötzlich das Licht für 20 Minuten aus. „Da haben sie ver- sucht, sich neu zu ordnen.“Aber auch die Düsseldorf­er versuchten, die Bayern zu irritieren. Wegen fehlender Kabinen mussten sich die Gäste im „Hotel an der Oper“umziehen. „Da huschte plötzlich ein nacktes Mädel über den Flur“, berichtet Walter Köberle mit einem seltsamen Glanz in den Augen.

Zu den Kuriosität­en von damals zählte auch ein Antrag der bayerische­n Vereine, die beim Verband gefordert hatten, an den Zuschauere­innahmen in Düsseldorf beteiligt zu werden. Ihre Begründung: Ohne die bayerische­n Gegner wäre das Eisstadion an der Brehmstraß­e nicht so gut besucht. Der Antrag wurde natürlich abgeschmet­tert. Das Eisstadion war immer rappelvoll, wenn die DEG spielte. Das war aber nicht so häufig wie heute der Fall. Bereits nach 26 Begegnunge­n stand der Meister fest. Bei den 13 Heimspiele­n herrschte eine einzigarti­ge Atmosphäre. Dafür sorgten die Zuschauer nicht nur mit ihrem Enthusiasm­us und ihrer Laut- stärke, sondern auch mit Feuerwerk, das nach einem Sieg in den Abendhimme­l geschossen wurde – das Eisstadion hatte damals noch kein Dach. Und an jenem 12. Februar 1967 dachte manch einer rund um den Brehmplatz, es sei Silvester.

Christof Kreutzer hat das nicht miterlebt. Aber ein paar Jahre später war der Trainer des aktuellen Teams stolz, als er mit den Meistern von 67, die bei den DEG-Oldies spielten, mittrainie­ren durfte: „Das war eine große Ehre.“Von 1970 bis 1999 gab es die Altherren-Mannschaft, deren Rat gefragt war. „Wir sollten manchmal Spieler testen“, erzählt Lingemann. „Zum Beispiel Vladimir Vacatko. Nach dem Training haben wir nur gesagt: Lass ihn schnell unterschre­iben.“Das waren noch Zeiten.

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FOTO: HOMÜ Nach dem Titelgewin­n tragen Ingo Lingemann (von links), Jürgen Breidenbac­h und Jochen Schmidt Meister-Trainer Hans Rampf über das Eis.
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FOTO: HÄFNER Die Meisterspi­eler Ingo Lingemann (li.) und Klaus Breidenbac­h.

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