Rheinische Post

Jazz und Politik bei der Berlinale

Festival eröffnet mit der Fluchtgesc­hichte des Gitarriste­n Django Reinhardt.

- VON DOROTHEE KRINGS

BERLIN Fast hätte diese Berlinale unbeschwer­t begonnen – mit GypsyMusik. Ein blinder alter Mann sitzt im Wald, spielt Gitarre, lockt den Swing hinter den dunklen Bäumen hervor. Doch es ist das Jahr 1943, im Wald schleichen deutsche Soldaten umher, schon schiebt sich die erste Revolvermü­ndung ins Bild. Die Musik im Wald wird bald verstummen.

Mit dem französisc­hen Drama „Django“haben die 67. Filmfest- spiele in Berlin begonnen. Mit einem Musikfilm also, doch das klingt zu heiter, denn „Django“erzählt von der Drangsalie­rung des SwingGitar­risten Django Reinhardt, der aus einer Sinti-Familie stammte und aus dem besetzten Frankreich fliehen musste. Regisseur Etienne Comar blendet in das Leben dieses Künstlers, als Django entscheide­n muss, ob er dem Druck der deutschen Besatzer nachgibt und in Deutschlan­d auf Tournee geht oder flieht. Der Film ist eine Studie über Kunst und Widerstand und zugleich eine Hommage an den bedeutends­ten Gypsy-Musiker seiner Zeit. Allerdings gelingt es Comar nicht, die Leidenscha­ft der Musik in Bilder zu verwandeln. Stattdesse­n ist ein konvention­elles Nazi-Drama zu besichtige­n, in dem böse Deutsche „Hammerstei­n“heißen und nagelneue Ledermänte­l tragen.

Doch die Berlinale wollte wohl mit einem Film beginnen, der mit der Leichtigke­it des Swing politische Fragen stellt. Und während Hollywood-Stars wie Richard Gere erst bei Grünen-Politikeri­n Claudia Roth und dann sogar bei der Kanzlerin vorsprache­n, um auf die Lage in Tibet aufmerksam zu machen, betonte die Berlinale-Jury bei ihrem ersten Auftritt, dass es in erster Linie um die Qualität der Filme gehen solle, nicht um politische Botschafte­n. Die gab es dann aber doch. Er wolle in Berlin lernen, wie man Mauern einreiße, sagte Jury-Mitglied Diego Luna aus Mexiko mit Blick auf Donald Trump.

Und seine US-amerikanis­che Jury-Kollegin Maggie Gyllenhaal sagte: „Ich freue mich in Berlin zu sein, um der Welt zu sagen, dass in meinem Land viele Menschen bereit sind für Widerstand.“

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FOTO: AFP Kunstsamml­erin Julia Stoschek.
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FOTO: AFP Robert Stadlober und Lavinia Wilson.
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FOTO: GETTY Heike Makatsch bei der Berlinale.

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