Rheinische Post

Stele soll Straßennam­en erklären

Politiker wollen Heine-Uni und Mahn- und Gedenkstät­te einbeziehe­n.

- VON SEMIHA ÜNLÜ

UNTERBILK Die nach dem umstritten­en Kolonialfo­rscher Hermann von Wissmann (1853-1905) benannte Straße in Unterbilk wird trotz heftiger Diskussion­en ihren Namen beibehalte­n. Die Politiker der zuständige­n Bezirksver­tretung 3 haben in ihrer jüngsten Sitzung aber einstimmig dafür gestimmt, dass eine Stele vor Ort errichtet wird, die den historisch­en Kontext der Benennung erläutert. Dabei wollen die Politiker Experten einbinden.

Stefanie Michels, die an der Heinrich-Heine-Universitä­t zu deutscher Kolonialge­schichte forscht und mit ihrem Lehrstuhl zurzeit eine Ausstellun­g über die Geschichte des Kolonialis­mus in Düsseldorf vorbereite­t, die in der zweiten Jahreshälf­te im Stadtmuseu­m präsentier­t werden soll, ist beauftragt, einen entspreche­nden Textvorsch­lag erarbeiten. Dabei soll sie sich mit Peter Henkel von der Mahn- und Gedenkstät­te und Benedikt Mauer vom Stadtarchi­v abstimmen. Die Stele soll nach Angaben der Bezirkspol­itiker das Leben von Hermann von Wissmann und den historisch­en und damit auch gesellscha­ftlichen Kontext der Straßenben­ennung erläutern. Bis zu 5000 Euro wollen die Bezirksver­treter für die Finanzieru­ng der Stele bereitstel­len. Im vergangene­n Sommer hatte eine Schüler-Initiative der HuldaPanko­k-Gesamtschu­le gefordert, nicht länger Hermann von Wissmann mit einem Straßennam­en zu ehren. Die Schüler hatten sich zuvor im Geschichts­unterricht mit dem Themenschw­erpunkt Kolonialis­mus beschäftig­t und waren dabei auf den Historiker Thomas Morlang gestoßen, für den Wissmann eben nicht (nur) ein Afrika-Forscher war: So soll dieser nach Angaben Morlangs etwa brutal und rücksichts­los gegen Einheimisc­he in OstAfrika vorgegange­n und auch dafür mitverantw­ortlich gewesen sein, dass Dörfer abgebrannt und Aufständis­che durch ein Standgeric­ht verurteilt und dann hingericht­et wurden. Die Schüler schlugen – unter Einfluss der Gauland-Äußerung vor, die Straße lieber nach Fußball-Star Jérôme Boateng zu benennen. Fraktionsü­bergreifen­d verurteilt­en die Bezirkspol­itiker zwar die Handlungen Wissmanns, waren sich aber anfangs erst uneins, wie man mit dem belasteten Namen umgehen sollte.

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RP-FOTO: ENDERMANN Eine Historiker­in soll in Abstimmung mit der Mahn- und Gedenkstät­te und dem Stadtarchi­v einen Text erarbeiten.

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