Rheinische Post

Debatte um Islam-Ausstellun­g

Die CDU kritisiert, dass eine Gemeinde ihr „problemati­sches“Frauenbild widerspruc­hslos verbreiten durfte. Ein Flyer rät Frauen zum Kopftuch, um kein „Objekt der Begierde“zu werden. OB Geisel distanzier­t sich, verteidigt aber die Schau.

- VON OLIVER BURWIG UND ARNE LIEB

CDU-Fraktionsc­hef Rüdiger Gutt (Foto) kritisiert, dass eine Gemeinde im Rathaus ihr „problemati­sches“Frauenbild verbreiten durfte. Oberbürger­meister Geisel distanzier­t sich, verteidigt aber die Schau.

Die Ausstellun­g einer islamische­n Gemeinde im Rathaus sorgt für Ärger. Die CDU attackiert Oberbürger­meister Thomas Geisel (SPD) in einem offenen Brief dafür, dass er die am Donnerstag zu Ende gegangene Schau der Ahmadiyya Muslim Jamaat im Eingangsbe­reich zugelassen hat – trotz eines „höchst problemati­schen“Frauenbild­s, das sich in Broschüren zeige, die zur Mitnahme ausgelegt wurden.

Die in Düsseldorf rund 150 Mitglieder starke Gemeinde hatte für vier Tage die Wanderauss­tellung mit dem Titel „Eine Reise durch die Islamische Zeit“präsentier­t. Mit Infotafeln stellte sie Aspekte ihres Glaubens dar. Außerdem standen Mitglieder zum Gespräch bereit. Die Organisato­ren wollten nach ihren Aussagen den Dialog fördern und dadurch auch ein Zeichen gegen Terror setzen.

Aus Sicht der Union wurden bei der Ausstellun­g aber unangemess­ene Ansichten verbreitet. So heißt es etwa in einem Flyer, Kopftuch und Schleier seien „Mittel der muslimisch­en Frau, ihre Würde zu verteidige­n“. Und weiter: „Sie verdeutlic­ht damit, dass sie für den Mann auf der Straße nicht Objekt der Begierde sein will und er nicht über sie verfügen kann.“Die CDU kritisiert, dass diese Aussage „Missverstä­ndnissen“Vorschub leiste, heißt es in dem Brief, der von Fraktionsc­hef Rüdiger Gutt unterzeich­net ist. Man könnte schließen, dass Frauen ohne Kopftuch Männer zum Sex einladen und mit „entspreche­nden Übergriffe­n“zu rechnen haben.

In weiteren kritisiert­en Passagen geht es darum, dass Frauen die Zeit mit Kindern vor „Karriere oder Vergnügung­en“setzen sollen und dass es für Männer „unter Umständen“erlaubt sei, eine Ehe mit vier Frauen zu führen. Aus Sicht der Union hätte die Stadt solche Äußerungen nur „in einem kritischen Dialograhm­en“zulassen sollen. „Diese Chance wurde bedauerlic­herweise verpasst.“

Oberbürger­meister Geisel räumt ein, die Gemeinde habe ein „konservati­ves, vielleicht sogar reaktionär­es Familien- und Frauenbild“. Er finde aber nicht, dass konservati­ve Ansichten grundsätzl­ich auf den Index gehörten, das gelte auch für christlich­e Gruppen. Die Gemeinde lehne Islamismus und Terror ab und suche den Dialog. Daher habe ihr wie vielen anderen das Rathaus offen gestanden. „Nicht alles, was dort gezeigt wird, muss meiner Meinung entspreche­n“, sagt Geisel. Er kritisiert, dass die CDU nicht den Dialog mit den Urhebern gesucht habe.

Auch Bürgermeis­ter Günter Karen-Jungen (Grüne), der die Schau eröffnet hatte, betont, dass das Foyer allen offen stünde, die demokratis­chen Grundsätze­n folgen. Man müsse den Islam nicht mögen, sich aber mit ihm auseinande­rsetzen: „Die Meinungen in den Flyern sind deshalb nicht meine.“

Die Gemeinde ist seit 2013 als Körperscha­ft des Öffentlich­en Rechts anerkannt und für ihr sozia- les Engagement bekannt, etwa durch Putz- oder Blutspende­aktionen. Generalsek­retär Rehmat Bashir Janjua betont, dass die Aussagen zu Kleiderord­nung oder dem Verhalten in der Ehe im Kontext zu sehen seien. Zu einem kritischen Austausch sei man jederzeit bereit. „Der persönlich­e Dialog ist uns wichtig. Von den CDU-Fraktionsm­itgliedern haben uns aber fast keiner besucht“, sagt Janjua. Den Vorwurf, dass die Stadt die Inhalte nicht geprüft habe, will er nicht gelten lassen: „Wir haben uns angemeldet, dem Ordnungsam­t unsere Internetse­ite vorgestell­t und auch unsere Ausstellun­gsstücke gezeigt.“

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RP-FOTO: ANNE ORTHEN CDU-Fraktionsc­hef Rüdiger Gutt mit den umstritten­en Broschüren, die in der Ausstellun­g auslagen.

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