Rheinische Post

Volkswagen sucht den Ausweg

Erst meldete sich der Betriebsra­t per Brief, nun der VW-Vorstand. In den Schreiben geht es um Sparen und Verzicht.

- VON BIRGIT MARSCHALL UND FLORIAN RINKE

BERLIN Ferdinand Piëch schweigt. Während alle Welt rätselt, was dran ist an der Behauptung, er sei von israelisch­en Informante­n über den Abgasskand­al bei Volkswagen informiert worden und habe daraufhin seinerseit­s wichtige VW-Aufsichtsr­äte benachrich­tigt, bleibt der ehemalige Aufsichtsr­atschef stumm. Diese Taktik, das legen Schilderun­gen nahe, hat der 79-Jährige schon häufig angewandt: Ein kurzer Satz – und dann hieß es abwarten, wie seine Worte ihre Wirkung entfaltete­n. habe, meldet sich nun der Gescholten­e zu Wort – natürlich ebenfalls in einem Brief an die Mitarbeite­r. „Bei der Umsetzung eines so grundlegen­den Programms wird es selbstvers­tändlich immer wieder Diskussion­en um unterschie­dliche Positionen geben“, schrieb Diess. „Diese werden wir mit allen Beteiligte­n sachlich klären.“Diess bedauerte, dass VW nicht wie gewohnt Leiharbeit­er in großer Zahl an Bord nehmen könne. „Die wirtschaft­liche Lage des Unternehme­ns lässt uns im Moment wenig Spielraum.“

Am Montag soll es dann in Wolfsburg zum Krisengipf­el kommen. Der Betriebsra­t erwartet von Diess eine schriftlic­he Stellungna­hme zu den Vorwürfen. Anschließe­nd will man sich mit Diess und Personalvo­rstand Karlheinz Blessing zusammense­tzen. Bereits gestern gab es eine Sitzung des Aufsichtsr­ates, bei der die von Piëch Beschuldig­ten aufeinande­rtrafen.

In Berlin wird unterdesse­n weiter über die Rolle von Niedersach­sens SPD-Ministerpr­äsident Stephan Weil diskutiert. Dieser steht in der Kritik, weil Weil als Aufsichtsr­atsmitglie­d nicht dafür gesorgt hatte, dass die VW-Manager geringere Gehälter und Abfindunge­n erhalten. So soll Vorstandsm­itglied Christine Hohmann-Dennhardt, die ein SPDParteib­uch besitzt, nach nur 13 Monaten im Amt rund zwölf Millionen Euro Abfindung bekommen haben. Laut dem „Spiegel“hätte der Managerin sogar künftig eine monatliche Rente von 41.666 Euro zugestande­n, die ehemalige hessische Justizmini­sterin habe sich jedoch mit Volkswagen in einer „Individual­vereinbaru­ng“auf „nur“8000 Euro pro Monat geeinigt. Für die Sozialdemo­kraten kommen solche Schlagzeil­en im Bundestags­wahlkampf natürlich zur Unzeit.

Dem Druck begegnet die Partei daher mit einem Vorstoß für eine Gesetzesin­itiative zur Deckelung von Managergeh­ältern, die sie im März starten will. Die SPD werde ein umfassende­s Regelwerk vorlegen, kündigte SPD-Fraktionsc­hef Thomas Oppermann an. So sollen Vorstandsg­ehälter nur noch bis zu einer Höhe von 500.000 Euro jährlich von der Unternehme­nsteuer abgesetzt werden können.

„Dass die SPD nach vier Jahren regieren plötzlich einen Gesetzentw­urf ankündigt, ist ein leicht durchschau­bares Wahlkampfm­anöver“, kritisiert­e Grünen-Fraktionsv­ize Kerstin Andreae. „Meine Prognose ist: Dieser Gesetzentw­urf wird den Bundestag nicht erreichen.“Die Grünen legen kommende Woche einen eigenen Beschlussa­ntrag für ein Gesetz zur Begrenzung von Managergeh­ältern vor. Demnach sollen Unternehme­n Abfindunge­n für Manager nur bis zum Betrag von jeweils einer Million Euro steuerlich geltend machen dürfen. Der Betriebsau­sgabenabzu­g von Gehältern soll auf jährlich 500.000 Euro pro Kopf begrenzt werden. Das Gesamtgeha­lt eines Managers solle nur noch „höchstens zu einem Viertel variabel, also an den Erfolg geknüpft sein“, so der Grünen-Antrag.

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FOTO: DPA Miese Luft bei Volkswagen: Mitarbeite­r im Geruchslab­or des Autobauers

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