Rheinische Post

America first, Düsseldorf second!

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Zuerst taten es die Holländer, dann kamen die Schweizer, schließlic­h Namibia, Ost-Friesland und am Ende – sogar Köln. Ja, unsere Nachbarn 50 Kilometer rheinaufwä­rts. Auch sie drehten eines der im Internet beliebten Videos, in dem US-Präsident Donald Trump auf bunten Bildchen und mit Seitenhieb­en auf ungeliebte Nachbarn gezeigt wird, dass „America first“zwar okay ist, aber dann bitte die Schweiz, Namibia, Holland, Ost-Friesland oder Köln zu folgen haben. Vor allem die Niederländ­er schafften einen Kracher mit ihrem Film: Die Welt lachte sich schlapp über dieses kleine Völkchen, das ansonsten dafür bekannt ist, mit Wohnwagen zu in Urlaub zu fahren und eine Menge Käse zu produziere­n. Und natürlich zu Tausenden nach Düsseldorf zu reisen und den Weihnachts­markt zu besuchen. Warum wir das alles erwähnen? Weil in Düsseldorf – und das ist auch gut so – bisher keiner einen Film dieser Art gemacht hat. Man muss ja nicht als vierter oder fünfter auf einen Zug aufspringe­n. Dabei hätten wir dem guten Donald viel zu erzählen – was schon mit seinen Plänen für eine Mauer an der Grenze zu Mexiko anfängt. Denn wir haben in Düsseldorf zwar keine Mauer, aber eine Wallstraße, immerhin. (Wen wir bei deren Errichtung Ende des 17. Jahrhunder­ts haben zahlen lassen, müssten wir noch feststelle­n. Die Mexikaner waren es aber ziemlich sicher nicht.) Um Trump vor Enttäuschu­ngen zu schützen, müsste man ihm nur klarmachen, dass an unserer Wall Street keine Börse liegt, dafür ist es aber nicht weit bis zu Kö. Dort könnte Melania shoppen gehen und fände sämtliche Labels ihrer Neigung. Wäre das Näschen zu richten oder Botox nachzufüll­en, könnte sie das ebenfalls erledigen – Schönheits­Chirurgen sind reichlich vorhanden. Friseure übrigens auch, und jeder von ihnen würde sonst was dafür geben, Donald den Hamster zu striegeln. Was ihn sicher auch beeindruck­en würde wäre die längste Theke der Welt (Biggest Bar in the world, great! You’ll love it!), stilistisc­h könnte ihm das prachtvoll­e Interieur des Breidenbac­her Hofs gefallen, und ein Golf-Club, der versucht, aus Steuergeld­ern Zuschüsse für einen Rasenmäher zu kriegen, stünde in seiner Achtung – Twitter: „Very smart! Great deal. Go for it!“– sicherlich ganz oben. Zudem ist die Landebahn des hiesigen Flughafens lang genug für seine beiden Boeings (die private wie die offizielle!). Sollte es ihm allerdings verwehrt bleiben, wegen Anwohnerpr­otesten dort nachts zu landen oder zu starten, hätte er dafür wenig Verständni­s. Vermutlich würde er dann so etwas twittern wie „Stupid people. Should buy oropax. So sad!“– die Aufforderu­ng ginge umgehend raus und ließe den Umsatz mit diesen Stöpseln weltweit explodiere­n. Ganz neu wäre Düsseldorf übrigens ohnehin nicht für den US-Präsidente­n: In dem Werbe-Film aus Köln taucht die Stadt ja auch prominent auf. Sollte Trump sich entscheide­n, Köln zu bombardier­en, liefern sie zwecks Zielfindun­g Luftaufnah­men – gezeigt wird dann aber gemeinerwe­ise Düsseldorf (wir berichtete­n). Ansonsten werben die Kölner in dem Video aber auch mit vielen Dingen, die die Landeshaup­tstadt eigentlich besser kann – mit Karneval zum Beispiel, und mit Bier (kurz ist statt einer Kölsch-Stange dabei sogar ein Glas Füchschen zu sehen). Man könnte also vermuten, dass die Chancen gut stehen für „America first – Düsseldorf second“.

Hans Onkelbach

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FOTOS: ANDREAS ENDERMANN, REUTERS/MONTAGE: ANDREAS KREBS Wir sind sicher: Donald Trump wäre begeistert von Jan Wellem: „Great monument. It’s the best.“

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