Rheinische Post

Was die Rheinbahn mit „Sofort“meint

- VON ALESSA BRINGS UND ARNE LIEB

Zwischen 15 Sekunden und 1:23 Minuten kann es dauern, bis der Zug tatsächlic­h in den Bahnhof einfährt.

Wir haben es endlich herausgefu­nden. Wenn die Rheinbahn „Sofort“sagt, meint sie einen Zeitraum zwischen 15 Sekunden und 1:23 Minuten. Das ist das Ergebnis einer – zugegebene­rmaßen kurzen – Stichprobe­nmessung an Stationen in der Innenstadt. Wir haben dabei mit einer Stoppuhr ermittelt, wie lange es dauert, bis der Zug einfährt, wenn auf der Anzeigetaf­el in der Station besagtes Wörtchen auftaucht. Ohne es beweisen zu können: Es gab Tage, da meinte die Rheinbahn mit „Sofort“mehr als zwei Minuten.

Unsere Messung hat ein zweites interessan­tes Ergebnis gebracht, das ebenfalls den Eindruck vieler Fahrgäste bestätigt: Auf der Wehrhahn-Linie mag vieles neu und modern sein, sogar die Rolltreppe­n laufen inzwischen zuverlässi­g. Auf die Frage, wann man denn mit seinem Zug rechnen kann, hat die Rheinbahn aber immer noch keine zuverlässi­gere Antwort. Die Werte waren auch nicht besser als woanders. Das gilt übrigens nicht nur für die letzten Momente bis zur Ankunft: Auch die Minutenang­aben hüpfen munter auf und nieder, manchmal überholt ein ausstehend­er Zug auf der Anzeige einen anderen, manchmal fährt gar einer ein, den man gar nicht auf der Rechnung hatte.

Das Phänomen ist so altbekannt, dass es schon fast zur Düsseldorf­er Folklore gehört. Eine Facebook-Seite sammelte vor einigen Jahren Dinge, die ein Düsseldorf­er niemals sagen würde. Einer der beliebtest­en Sätze: „Sofort heißt bei der Rheinbahn auch sofort.“Seitdem hat sich die Zuverlässi­gkeit der Anzeigetaf­eln – im Rheinbahnd­eutsch heißen sie „DyFa“für Digitale Fahrtanzei­ger – offenbar nicht gebessert.

Dafür hat sich aber die Begründung verändert. Denn inzwischen stellt die Rheinbahn auf ein neues System für die Fahrtdaten um. Das hat – angeblich – die Folge, dass die Züge häufiger und genauer ein Signal per Funk senden. Das geht an den Zentralcom­puter, der die rund 550 Anzeigen mit einer mehr oder weniger belastbare­n Prognose versorgt. Laut Rheinbahn haben die Vorhersage­n nur eine Fehlerquot­e von zwei Prozent – vielleicht misst die Rheinbahn einfach anders.

Nach und nach soll das anfangs noch fehleranfä­llige System jedenfalls besser werden – und am Ende wird es vielleicht sogar lernen, was „Sofort“in der Menschenwe­lt bedeutet.

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