Rheinische Post

Jean-Claude Juncker . . . verzichtet auf eine zweite Amtszeit

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Seit 2014 navigiert er die Europäisch­e Union als Kommission­spräsident durch eine ihrer schwersten Krisen. Nun hat JeanClaude Juncker seinen Rückzug angekündig­t: Im Gespräch mit dem „Deutschlan­dfunk“gab der 62-Jährige bekannt, nach den Wahlen 2019 nicht für eine zweite Amtszeit kandidiere­n zu wollen. Zugleich äußerte er die Befürchtun­g, die EU werde angesichts der Herausford­erung des Brexit auseinande­rbrechen. 1954 in Redingen im Süden Luxemburgs geboren, wurde Juncker durch seine Familie, die in der Christlich-Sozialen Volksparte­i CSV aktiv war, politisch sozialisie­rt. Mit 20 Jahren trat er der Partei nach dem Abitur bei und begann 1975 ein Studium der Rechtswiss­enschaften in Straßburg. Fünf Jahre später wurde er als Rechtsanwa­lt zugelassen, übte den Beruf aber nie aus, sondern entschied sich für eine Karriere als Berufspoli­tiker. Diese begann 1982 mit der Ernennung zum luxemburgi­schen Staatssekr­etär für Arbeit und soziale Sicherheit, sieben Jahre später wurde er Minister für Arbeit und Finanzen und vertrat Luxemburg als Gouverneur bei der Weltbank. Dabei gestaltete er den EU-Gründungsv­ertrag von Maastricht mit. 1995 wurde Juncker Premiermin­ister von Luxemburg, 2004 übernahm er zudem den Vorsitz der Euro-Gruppe, eines infor- mellen Gremiums der Euro-Finanzmini­ster. Der Höhepunkt seiner Karriere war 2014 die Wahl zum Präsidente­n der Europäisch­en Kommission. Er war als Spitzenkan­didat der bürgerlich-konservati­ven Europäisch­en Volksparte­i EVP angetreten, die seit 1999 die größte Fraktion des EU-Parlaments stellt. 2019 wird sich Jean-Claude Juncker, der als jovial gilt und auch mal einen Scherz auf Kosten anderer Politiker reißt, von der europäisch­en Bühne zurückzieh­en. Zuvor aber wird er mit Großbritan­nien über den Brexit verhandeln – und versuchen, den Staatenbun­d und die Idee der Europäisch­en Union zu erhalten.

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