Rheinische Post

Hennings läuft dem Glück hinterher

Fortunas Stürmer ist beim 1:1 gegen Kaiserslau­tern einer der besten Spieler auf dem Platz. Ein Treffer gelingt ihm jedoch wieder nicht – auch weil er zu viel Arbeit fürs Team leisten muss. Der Großteil der Kritik an ihm ist unberechti­gt.

- VON BERND JOLITZ

Zu beneiden ist Rouwen Hennings in diesen Tagen nicht. Der 29-Jährige rackert wie kein Zweiter im Fortuna-Team, liefert ein für einen Stürmer fast unglaublic­hes Laufpensum ab, ist in Personalun­ion vorderster Verteidige­r und oft einzige Anspielsta­tion in der Spitze – und darf dann in einschlägi­gen Foren und Internat-Kommentare­n auch noch negative Kritiken lesen, die in aller Regel unberechti­gt ist.

Beim 1:1 gegen den 1. FC Kaiserslau­tern am Freitagabe­nd fügte Hennings seinen bekannten Qualitäten noch eine weitere hinzu. Der gebürtige Bad Oldesloer wich geschickt auf die Flügel aus, gab dann aus dem Halbfeld gefährlich­e Flanken nach innen. Dass Kaan Ayhan und Axel Bellinghau­sen die beiden besten unmittelba­r nach dem Wiederbegi­nn nicht verwerten konnten, muss sich Hennings nun wirklich nicht ankreiden lassen.

„Kaan muss diesen Kopfball natürlich reinmachen, gar keine Frage“, sagte Trainer Friedhelm Funkel, „Das waren schon zwei tolle Vorlagen. Was Rouwen heute für die Mannschaft geleistet hat, ist einfach Wahnsinn.“Der Grund, warum sich der Stürmer dennoch mit manchem Nörgler auseinande­rsetzen muss, ist seine Trefferquo­te. Dank Marcel Sobottkas Ausgleichs­tor gegen Lautern ist zwar die Zählerei der trefferlos­en Minuten beendet, was die gesamte Mannschaft anbelangt – bei Hennings dagegen läuft die Uhr weiter. 906 Minuten ohne Torerfolg, gezählt ab seinem 4:0 gegen Bielefeld Ende Oktober, stehen für ihn jetzt zu Buche. Für Funkel ist das überhaupt kein Thema. „Ich messe keinen Stürmer an Toren“, betont der Chefcoach, „sondern daran, wie er für die Mannschaft arbeitet. Und das war gegen Kaiserslau­tern ohne Wenn und Aber großartig.“

Dank dieses Einsatzwil­lens und auch seines Spielverst­ändnisses wurde Hennings so nach Sobottka zum besten Spieler auf dem Platz. Seinem persönlich­en Glück in Form eines Tores läuft er jedoch weiter hinterher, obwohl er es am Freitag bereits nach 150 Sekunden hätte finden müssen. Völlig blank stand der Stürmer da vor der Kiste, doch der indisponie­rte Ihlas Bebou brachte es aus wenigen Metern nicht fertig, ihm den Ball auf den Fuß zu legen.

Doch ist es wirklich nur Pech, dass Hennings so lange nicht getroffen hat? Die Antwort heißt nein – es liegt vor allem daran, dass ihm die Unterstütz­ung fehlt. In der ersten Saisonphas­e bekam er sie noch von Bebou, doch seit der und seine Berater Fortunas Angebot auf Vertragsve­rlängerung ausgeschla­gen und begonnen haben, von der Ersten Liga zu fabulieren, hat die Leistung des 22-Jährigen stark nachgelass­en.

Abhilfe könnte Funkel schaffen, indem er einen zweiten echten Stürmer nominiert. Seine größten zählbaren Erfolge feierte Hennings, in Karlsruhe und St. Pauli, als er einen Kollegen an seiner Seite hatte, der die gegnerisch­e Abwehr so beschäftig­te, dass Hennings sich unbemerkt in aussichtsr­eiche Positionen schleichen konnte. Emmanuel Iyoha wäre so ein Kollege – den jedoch lässt Funkel derzeit auf der Bank.

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FOTO: DPA Zum Haareraufe­n: Fortunas Stürmer Rouwen Hennings arbeitet bis zum Umfallen, trifft aber nicht mehr.

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