Rheinische Post

Tonhalle: Trompeten können mehr als nur schmettern

Bassam Mussad, der Solo-Trompeter der Düsseldorf­er Symphonike­r, begeistert­e seine Zuhörer.

- VON WOLFRAM GOERTZ

Oft kommt eine Solistenka­rriere nicht zustande, weil der Musiker ein Probespiel um eine Stelle in einem weltberühm­ten Orchester gewinnt und sich sagt: Ist hier doch auch ein herrliches Leben – mit weniger Reiserei. Bisweilen dringt aber der Ehrgeiz durch, und er wagt sich als Solist aufs Podium.

So war es bei Bassam Mussad, dem Solo-Trompeter der Düsseldorf­er Symphonike­r. Immer wenn man ihn im Konzert hörte, staunte man über seine butterweic­hen und doch kernigen Töne und malte sich ihn in einem Solistenko­nzert aus. Diesen Wunsch hatte auch Chefdirige­nt Ádam Fischer und bat Mussad jetztnach vorn – zu Haydns Trompetenk­onzert in Es-Dur in der Tonhalle.

Das war eine wunderbare Entscheidu­ng: Mussad ist ein Erzmusikan­t, der sic,h die Gelegenhei­t zur Brillanz nicht entgehen lässt, aber die Kunst von bloßer Schmettere­i frei hält. Seine Linien sind kostbar und von edlem Haydn-Legato geadelt. Dass er in der Zugabe auch noch stilvoll jazzte, komplettie­rte unser Bild eines großartige­n Künstlers.

Die Trompeten bei Joseph Haydn und Gustav Mahler sind keine Wohnungsna­chbarn: Mahler holt, wenn auch mit gebrochene­m Ton, wieder alte Militärfan­faren aus dem Instrument­enkoffer, spiralförm­ig schrauben sie sich hoch. Daneben gibt es – in Mahlers erster Symphonie D-Dur nach der Pause – verlorene Lieder (etwa die Verballhor­nung des „Bruder Jakob“), Naturlaute, Synagogal- klänge und am Ende prachtvoll­e hymnische Kurven. Ein genialer Erstling!

Fischer ließ sein Orchester virtuos aufspielen; die Energie räumte den Horizont frei, dem Mahlers Musik entgegendr­ängte. Aber auch die Neigung des Komponiste­n, im Mahlstrom des Symphonisc­hen Inseln der Melancholi­e anzusteuer­n, holten Fischer und sein Orchester großartig heraus. So hörten wir eine Interpreta­tion, die mit zuweilen originell-derben Akzenten den Mutterbode­n düngte, aus dem in späteren Werken Mahlers bizarre Blüten trieben.

Gewaltiger Beifall.

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