Rheinische Post

„Bürger wissen nicht, dass Bäume ihr Eigentum sind“

Der Naturschüt­zer und Ehrenamtle­r Klaus Backhaus ruft zu Baumpatens­chaften und Mithilfe bei der Grünpflege auf.

- VON OLIVER BURWIG

Eine Mülltüte hat Klaus Backhaus immer dabei. Sieht er eine verdreckte Baumscheib­e oder Rasenfläch­e, reinigt er sie mit einer Gabel. Auch die trägt er als BUND-Mitglied zu diesem Zweck immer bei sich. Das erwartet er nicht von jedem, dass aber in seinen Augen die Verantwort­lichkeit für die Grünfläche­n in der Stadt allein bei der Stadt gesehen wird, stört ihn. Er regt an, die Bäume, Büsche und Hecken nicht nur als „Straßenbeg­leitgrün“anzusehen, sondern als mit Steuern finanziert­es Eigentum, um das es sich zu kümmern lohnt.

„Das Gartenamt ist soweit runtergedü­nnt, dass es einige Aufgaben nicht selbst übernehmen kann“, sagt der 60-Jährige. Nicht nur deshalb hält er es für nötig, dass An- wohner, Ladenbesit­zer und Stadtteilb­ewohner sich auch selbst für die Pflege der Pflanzen in ihrer Nähe einsetzen: Indem sie Müll in die Mülleimer werfen und nicht auf die „minimalist­ischen“Baumscheib­en, indem sie die kleine Grünfläche vor der eigenen Haustür säubern oder bei extremer sommerlich­er Trockenhei­t auch einmal die Pflanzen wässern, die jenseits der Grundstück­sgrenze wachsen.

60 Baumpatens­chaften habe Backhaus in der Stadt übernommen. „Die Leuten fragen mich dann, wie ich das schaffe“, sagt er. Dabei sei es ein Leichtes, auf dem Weg durch die Stadt einmal kurz nach dem Rechten zu sehen, Laub zu sammeln und Müll zu entsorgen: „Das ist auch eine Form von Ehrenamt.“Die meisten Menschen würden bei ihren Wegen durch die Stadt klar zwi- schen jenen Flächen unterschei­den, um die sich jemand anderes zu kümmern habe, und jenen, die einem selbst gehören. „Dabei sind wir doch selbst ein Teil der Natur“, sagt Backhaus. Die sei in der Stadt bis auf kleinste Areale zurückgedr­ängt und daher schutzbedü­rftig. Zudem sei es in einer wachsenden Großstadt noch wichtiger, die vorhandene­n Ökosysteme zu erhalten. Kahle Baumscheib­en, die zu wenig Fläche für die Regenwasse­raufnahme bieten und durch fehlendes Unterholz keinen Verdunstun­gsschutz haben, seien das Gegenteil davon, erklärt Backhaus. Umso wertvoller seien Orte wie der Zoopark, in dem nicht nur Einzelbäum­e gepflanzt wurden, sondern auch ein wenig Natur herrsche. „Diese Inseln müssen wir erhalten“, sagt Backhaus. „Im Stadtwald wurden nach dem Pfingststu­rm Ela 20.000 neue Bäume gepflanzt. Wenn wir jetzt auch 20.000 neue Baumpaten finden, dann bin ich zufrieden.“

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RP-FOTO: OLIVER BURWIG Klaus Backhaus reinigt regelmäßig Baumscheib­en und kümmert sich um das Stadtgrün. Er wünscht sich mehr Engagement der Bürger.

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