Rheinische Post

Lokalpolit­iker: Wer soll die bezahlen?

Um die vom Innenminis­terium beschlosse­ne Anhebung der Aufwandsen­tschädigun­gen für kommunale Spitzenämt­er ist ein Streit entbrannt. Viele Politiker und Städte lehnen die Erhöhung ab. Andere wiederum finden sie gerechtfer­tigt.

- VON UNSEREN LOKALREDAK­TIONEN UND CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

DÜSSELDORF Wenn Michael Bay ausrechnet, wie viel Zeit er für seine Tätigkeit in der Klever Kommunalpo­litik jede Woche investiert, kommt er schnell auf 15 Stunden. „Es gibt Tage, da habe ich einen 16Stunden-Tag, davon entfallen nur acht Stunden auf meinen eigentlich­en Beruf“, sagt Bay, der in seiner „Freizeit“als Vorsitzend­er des Umwelt- und Verkehrsau­sschusses sowie stellvertr­etender Schulaus- Thomas Görtz (CDU), Bürgermeis­ter von Xanten Joachim Drossert (SPD), Vorsitzend­er des Schulaussc­husses in Jüchen Christophe­r Schmidtke (Grüne), Fraktionsc­hef und Vorsitzend­er des Ausschusse­s für Personal und Feuerwehr der Stadt Moers hung ab, obwohl er sie für gerechtfer­tigt hält, weil der Vorsitzend­e schließlic­h die meiste Arbeit habe. „Ich brauche gar keine Aufwandsen­tschädigun­g“, sagt Rohden, der bislang für seinen Vorsitz 150 Euro pro Monat erhalten hat. Auch Jörg Becker (Linksparte­i), Vorsitzend­er des Kulturauss­chusses in Solingen, möchte nicht mehr Geld für seine Tätigkeit haben. Schon jetzt gebe er die Hälfte seiner Bezüge an seine Partei weiter.

Überhaupt sei Geld doch das völlig falsche Zeichen, wenn es um die Anerkennun­g in der Kommunalpo­litik gehe, meint Wolfgang Scheffler (Grüne). Gut 400 Euro im Monat erhält der Vorsitzend­e des Schulaussc­husses im Düsseldorf­er Rat bisher. „Was soll das so kurz vor der Wahl, wo doch die Kritik am vermeintli­chen ,Establishm­ent‘ und seinen Privilegie­n immer weitere Kreise zieht? Das ist richtig kontraprod­uktiv.“Besser fände Scheffler, der in Sitzungsmo­naten „mehr als zehn Stunden pro Woche“und bisweilen elf- oder zwölfstünd­ige Marathon-Beratungen erlebt, Ratsleuten, die nicht im öffentlich­en Dienst arbeiten, unter die Arme zu greifen. „Dem Metzgermei­ster stundenwei­se eine Aushilfe zu bezahlen, das fände ich klasse, weil wir solche Menschen in der Politik brauchen.“

Christian Pakusch (CDU), Vorsitzend­er des Planungsau­sschusses der Stadt Willich, bedauert es hingegen, dass der Erlass mancherort­s in Frage gestellt werde. „Die Empfehlung­en wurden mit einer breiten Mehrheit von Regierung und Opposition beschlosse­n“, sagt er. „Kommunalpo­litiker leisten eine wichtige Aufgabe. Sie treffen Entscheidu­ngen, die den Bürger unmittelba­r vor Ort betreffen“, betont Pakusch.

Der Moerser Fraktionsc­hef der Grünen und Vorsitzend­e des Ausschusse­s für Personal und Feuerwehr, Christophe­r Schmidtke, hat generell nichts gegen eine Erhöhung. „Aber wir machen das ja nicht für das Geld, sondern aus Freude an der Politik.“

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