Rheinische Post

Festival großartige­r Schauspiel­er

Denzel Washington und Viola Davis machen „Fences“sehenswert.

- VON CHRISTIAN FAHRENBACH

(dpa) Wer an der Seite von Denzel Washington spielt, hat ein Problem: Der Mann ist einer der stärksten Schauspiel­er seiner Generation. Zwei Oscars und viele Ehrungen für sein Lebenswerk hat der 62-Jährige gewonnen. Seine Präsenz und Bandbreite des Könnens sorgen aber oft auch dafür, dass er seine Filme dominiert. Zum Glück gibt es im Familiendr­ama „Fences“nun jedoch Viola Davis an seiner Seite.

Sie spielt Rose Maxson, die geduldige Ehefrau eines Mannes, der glaubt, dass ihm das Leben übel mitgespiel­t hat. Troy war einmal Baseballst­ar in der Schwarzen-Liga, doch für die weiße Profi-Liga hat es nie gereicht. Sie wurde erst dann auch für Farbige geöffnet, als es für ihn bereits zu spät war. Im Pittsburgh der 1950er Jahre arbeitet er als Müllmann, statt des Baseballsc­hlägers schwingt er große Reden. Maxson lamentiert über den Tod und das Trinken, er flirtet charmant mit seiner Frau und wirft seinen Söhnen Brutalität­en an den Kopf, weil er glaubt, dass sie nur dadurch zu echten Männern werden. „Es ist meine Pflicht, mich um dich zu kümmern“, findet er. „Ich muss dich nicht mögen.“

Es ist schade, dass in der deutschen Synchronis­ation der Singsang und die Dringlichk­eit von Washington­s Slang verloren gehen. Dennoch wird auch so die Besonderhe­it der Ehe spürbar: Während der 18 Jahre ihrer Beziehung hat sich genug in die Gesichter von Rose und Troy eingegrabe­n. Sie beide sind müde, aber eben auch extrem eingespiel­t. Davis und Washington bringen diese Vertrauthe­it überzeugen­d auf die Leinwand, weil sie ihre Rollen bereits vor sieben Jahren im zugrundeli­egenden Theaterstü­ck am New Yorker Broadway verkörpert­en.

Seine Uraufführu­ng hatte der Stoff schon im Jahr 1986. Bereits ein Jahr später gab es erste Pläne für einen Film. Eddie Murphy hatte sich die Rechte dafür gesichert. Als Regisseur hat sich Washington für eine sehr theatrale Verfilmung entschiede­n. Wer den Film schaut, wird sich später kaum an andere Schauplätz­e als das Haus und den Hinterhof der Maxsons erinnern. Dort erzählt Troy seine Geschichte­n, dort streitet er mit seinem Sohn und vor allem will er dort den titelgeben­den Zaun bauen. Als sein sanftmütig­er Freund Jim davon hört, runzelt er die Stirn. „Manche Menschen bauen Zäune, um Leute auszuschli­eßen», sagt er. «Andere Menschen bauen Zäune, um Leute einzuschli­eßen.“

Es ist nicht der einzige bedeutungs­schwere Satz dieser Art. An manchen Stellen während der großzügige­n 139 Minuten Laufzeit wird „Fences“von seiner politische­n und gesellscha­ftlichen Agenda zu Boden gedrückt. Es geht um Rassismus im Sport und im Job, Alkoholmis­sbrauch, Gewalt. Gesten und Dialogzeil­en sind oft mit Metaphorik überladen, selbst Troys behinderte­r Bruder hat mit Gabriel einen maximaldeu­tlichen Namen verpasst bekommen.

Dass „Fences“am Ende trotzdem als starker Film im Gedächtnis bleibt, liegt daran, dass er eines beweist: Für ein überzeugen­des Drama braucht es keinen großen Zauber, nur große Schauspiel­er. Am Besten solche, die es mit Denzel Washington aufnehmen können.

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FOTO: EPD Denzel Washington und Viola Davis in „Fences“.

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