Rheinische Post

Monheimer Imam bespitzelt­e Bildungsve­rein in Hilden

Ein Ditib-Imam aus Monheim hat offensicht­lich einen Hildener Bildungsve­rein bespitzelt. Dessen Vorsitzend­er Bekir Arslan ist entsetzt.

- VON CHRISTOPH SCHMIDT UND HEIKE SCHOOG

HILDEN/MONHEIM (cis/jaco/og) Mindestens 13 Imame des Islamverba­nds Ditib sollen in NRW Anhänger des Erdogan-Erzfeindes Fethullah Gülen nach Ankara gemeldet haben. Der NRW-Verfassung­sschutz spricht von 33 bespitzelt­en Personen und elf Bildungsei­nrichtunge­n. Wie nun bekannt wurde, gehört dazu offenbar auch der Bildungsve­rein „Hand in Hand“aus Hilden. Dessen Vorsitzend­em Bekir Arslan liegen entspreche­nde Dokumente vor, die die Spionage nach seiner Auffassung glaubhaft belegen.

Unterzeich­ner des besagten Dokuments ist der ehemalige Imam K. der Monheimer Ditib-Moschee. Nach nur anderthalb Jahren sei er Ende Januar in seine Heimat zurückgeke­hrt, berichtete Monheims Bürgermeis­ter Daniel Zimmermann – außerplanm­äßig. Familiäre Gründe seien dafür angegeben worden, so Zimmermann. Der DitibBunde­sverband verwies auf Anfrage unserer Redaktion jedoch auf ein Schreiben der türkischen Religionsb­ehörde Diyanet, die die Imame entsendet. Dort heißt es in Bezug auf die Spitzel-Affäre: Einige Religionsb­eauftragte hätten ihre „Verantwort­ung überschrit­ten“. Ihre Amtsdauer in Deutschlan­d sei deshalb vorzeitig beendet worden. Ditib: „Dies gilt auch für Herrn K.“

Aus der türkischen Gemeinde Monheim wollte sich gestern niemand zu dem Fall äußern. Die Osman-Gazi-Moschee hat seit dem 10. Februar einen neuen Imam.

HILDEN/MONHEIM Imame des Islamverba­nds Ditib haben einem Aufruf aus Ankara folgend in Deutschlan­d vermeintli­che Gegner des Staatspräs­ident Recep Tayyip Erdogan ausspionie­rt – auch im Rheinland, wie der Fall des ehemaligen DitibImams K. aus Monheim zeigt. Durch die bloße Nennung in einem Bericht nach Ankara rückte er den Hildener Bildungs- und Erzie- hungsverei­n „Hand in Hand“in die Nähe von Erdogan-Erzfeind Fethullah Gülen. Das kann in der Türkei seit dem Putschvers­uch lebensgefä­hrlich sein, weiß auch „Hand in Hand“-Vorsitzend­er Bekir Arslan und ist deshalb schockiert: „Wir sind keine Gülen-Einrichtun­g. Wir haben keine politische Agenda, sondern machen ehrliche Integratio­nsarbeit.“Der freiberufl­iche Unternehme­nsberater will sich wehren. Deshalb ist er an die Öffentlich­keit gegangen: „Ich werde Anzeige er- statten – und auf keinen Fall mehr in die Türkei reisen.“Das NRW-Innenminis­terium hat nach eigenen Angaben Betroffene informiert. Arslan hat bisher keinen Besuch von der Polizei erhalten. Das müsse aber nicht bedeuten, dass nicht auch er denunziert worden ist, so ein Sprecher. Die Zahl der bekannten Bespitzelt­en könne sich ständig ändern.

Was der Hildener nicht nachvollzi­ehen kann, ist die Haltung der Stadt Monheim. „Bespitzeln ist eine Methode aus dem Dritten Reich“, sagt Arslan: „Diese Moschee-Gemeinde wird von der Stadt als Partner angesehen und soll ein Grundstück bekommen.“Monheims Bürgermeis­ter Daniel Zimmermann (Peto-Partei) zeigt sich von den Vorwürfen unbeeindru­ckt. „Es ist ungerecht, wenn der Bundesvors­tand und sämtliche Gemeinden dafür in Haftung genommen werden, dass sich von fast 1000 Ditib-Imamen in Deutschlan­d eine Handvoll als Denunziant­en erweist. Was wir dort erleben, ist keine Spionage, sondern schlichtes Denunziant­entum.“Ob das strafrecht­lich relevant sei, stellt er infrage. Deshalb wird er an den Verträgen, die er mit der Ditib und einer weiteren muslimisch­en Ge- meinde geschlosse­n hat, festhalten. Er hat den Gemeinden zwei Grundstück­e im Wert von etwa 900.000 Euro zum Moscheebau zur Verfügung gestellt – gratis.

Bei der Opposition ist das nicht auf Gegenliebe gestoßen. „Es bestärkt unsere Auffassung, mit DitibGemei­nden keine Verträge zu schließen, da sie vom türkischen Staat abhängen“, sagt Monheims SPD-Chef Werner Goller. Auch CDU-Chef Markus Gronauer sieht sich in seiner Kritik an Ditib bestätigt.

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FOTO: SCHMIDT Bekir Arslan wurde in einem Bericht nach Ankara genannt.

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