Rheinische Post

Machnig wird Merkels Opel-Beauftragt­er

Der SPD-Politiker verhandelt­e als damaliger Wirtschaft­sminister von Thüringen bereits während der Opel-Krise 2009 mit General Motors. Damals wurde ein Verkauf der deutschen Marke abgewendet – danach sieht es diesmal nicht aus.

- VON FLORIAN RINKE

BERLIN/RÜSSELSHEI­M Matthias Machnig erlebt gerade so etwas wie ein Déjà vu. Beispiele gefällig?

„Alle Standorte sollen gesichert werden. Das geht nur mit der gemeinsame­n Anstrengun­g der Länder.“

„Es darf keinen Standortwe­ttbewerb geben.“

„Wir sind überzeugt, dass die Marke eine Zukunft hat.“

Die Sätze stammen aus einem Interview des SPD-Politikers mit unserer Redaktion, das am 12. Juni 2010 veröffentl­icht wurde. Und doch könnte Machnig die Sätze auch gestern erst gesagt haben, denn angesichts der drohenden Übernahme des Autobauers Opel durch den französisc­hen Konkurrent­en PSA Peugeot Citroën sind die Aussagen wieder brandaktue­ll.

2009 stand schon einmal die Trennung vom Mutterkonz­ern General Motors im Raum – damals interessie­rte sich unter anderem der österreich­ische Automobilz­ulieferer Magna für die Marke mit dem Blitz. Machnig war damals Wirtschaft­sminister in Thüringen und kämpfte für den Standort in Eisenach. Heute ist der SPD-Politiker Staatssekr­etär im Bundeswirt­schaftsmin­isterium – und wieder ist der heute 56-Jährige mittendrin, wenn es um Opels Zukunft geht.

Machnig soll die Gespräche mit der Opel-Mutter General Motors (GM), den Gewerkscha­ften, Bieter PSA Peugeot-Citroën und dem französisc­hen Staat koordinier­en, der an dem französisc­hen Autokonzer­n beteiligt ist. Gleichzeit­ig soll Matthias Machnig sich auch mit den Spitzen der Bundesländ­er Hessen, Thüringen und Rheinland-Pfalz abstimmen, in denen jeweils Opel-Werke mit insgesamt rund 19.000 Mitarbeite­rn stehen.

Die Ziele sind heute die gleichen wie damals: Alle Standorte erhalten, nicht die einzelnen Bundesländ­er gegeneinan­der ausspielen, der Marke Opel und damit den Mitarbeite­rn eine Zukunft sichern. Ein Hauptaugen­merk soll dabei angeblich auf dem Entwicklun­gszentrum in Rüsselshei­m liegen.

Doch auch die Herausford­erungen sind diesmal wieder groß. Damals war es die weltweite Wirtschaft­skrise, durch die GM sogar in die Insolvenz rutschte. Heute steht das Unternehme­n zwar glänzend da, doch die deutsche Tochter schreibt weiter Verluste – und Herausford­erungen wie die Elektromob­ilität und die Digitalisi­erung erfordern künftig hohe Investitio­nen. Also soll nun offenbar ein Schlussstr­ich unter das seit 1929, als GM bei Opel die Mehrheit übernahm, währende Kapitel gezogen werden.

Die Verhandlun­gen, so hört man, sollen weit fortgeschr­itten sein. Laut „Handelsbla­tt“könnten sie sogar innerhalb eines halben Jahres abgeschlos­sen werden. Und auch in der Bundesregi­erung ist man überzeugt, dass der Zusammensc­hluss kommen wird. „Ich gehe davon aus, dass das stattfinde­t“, sagte Wirtschaft­sministeri­n Brigitte Zypries (SPD).

Und dann? Experten rechnen mit einer schnellen Integratio­n von Opel in den PSA-Konzern, prophezeie­n Arbeitspla­tzabbau und Werksschli­eßungen.

Kein Wunder, dass die Politik alarmiert ist – denn selbst wenn innerhalb Deutschlan­ds ein Standort- wettbewerb verhindert wird, so konkurrier­en die deutschen Werke mit England, wo Opels Schwesterm­arke Vauxhall Werke betreibt.

Auch die britische Politik hat sich daher eingeschal­tet. Gestern sprach der britische Wirtschaft­sminister Greg Clark offenbar mit dem Präsidente­n des US-Autokonzer­ns GM über die Folgen einer möglichen Übernahme. Clark sagte, er sei beruhigt durch die Absicht von GM, „auf dem Erfolg dieser Geschäfte aufzubauen, anstatt sie zu rationalis­ieren“. Vauxhall hat 4500 Mitarbeite­r in Fabriken in Ellesmere und Luton. Zwar sollen sich auch deutsche Regierungs­vertreter mit GM-Managern getroffen haben. Doch klar ist bereits nach drei Tagen Opel-Krise: Auf Machnig wartet viel Arbeit.

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