US-Staranwalt gründet Düsseldorf-Büro
Michael Hausfeld vertritt viele Tausend deutsche Mandanten gegen VW und setzt auf Sammelklagen. Die Niederlassung am Rhein soll auch helfen, gegen Banken vorzugehen. Bekannt wurde die Kanzlei mit Holocaust-Klagen.
DÜSSELDORF Wohl nur wenige Anwälte sind weltweit so berühmt wie Michael Hausfeld. Erstes Renommee errang der 1944 als Sohn polnisch-jüdischer Naziflüchtlinge in New York geborene Hausfeld mit Klagen im Namen von HolocaustOpfern zuerst gegen Schweizer Banken, später gegen deutsche Konzerne und Geldhäuser. Dann erstritt er hohe Entschädigungen für Fischer in Alaska, nachdem der Tanker Ex-
In einem ersten Verfahren will die Kanzlei Schadenersatz für die Opfer eines Kartells erstreiten, bei dem Lkw zu erhöhten Preisen an Kunden verkauft wurden. Vorantreiben soll die Klage der neue Partner Alex Petrasincu. Außerdem will sich Hausfeld mit einer Reihe an Banken anlegen: Weil diese die Bearbeitungsgebühr von 0,3 Prozent auf Abbuchungen über Electronic-Cash als quasi Kartell verabredet hatten, sollen nun Handelsunternehmen auf Schadenersatz in Höhe von Milliarden Euro drängen – ein tolles Geschäft für die Hausfeld-Truppe.
Sparkassen, Volksbanken und auch die Deutsche Bank sollen zahlen, Hausfeld hofft auf viele KlageAufträge von NRW-Unternehmen.
Dabei setzt die Kanzlei bei fast allen Fällen auf eine intelligente Mischung auf öffentlichem Streit und juristischen Winkelzügen. So wurden die Klagen gegen die Geldhäuser via „Bild am Sonntag“angekündigt – das erzeugt Druck, unter dem dann möglicherweise hinter verschlossenen Türen Kompromisse ausgehandelt werden können.
Ebenso geht Hausfeld schon einige Zeit gegen VW vor. „Volkswagen ist total arrogant“, erklärte er in einem Interview mit der „FAZ“. „VW bietet nur Almosen, sie wollen sich durchmogeln“, sagte er dem „Spiegel“. „Viele Opfer, ein Gegner“, schreibt die „Zeit“. Immerhin bietet VW in Europa den rund neun Millionen betroffenen Autokäufern bisher nur eine Reparatur an, in den USA mit nur 600.000 betroffenen Kunden verpflichtete sich der Konzern hingegen bereits zu Straf- und Entschädigungszahlungen in Höhe von mindestens 22 Milliarden Dollar.
Die Verfahren gegen VW treibt der Berliner Büroleiter Christoph Rother voran, der als Jurist 20 Jahre für die Bahn gearbeitet hatte. Ziel ist dabei, den Konzern wie frühere Gegner mit gezielten Vorstößen in die Knie zu zwingen – die Plattform My Right sammelt dazu Klagen.
Zahlt VW dann als Ergebnis eines Urteiles oder Vergleichs, wird My Right als Gegenleistung ein Drittel der erstrittenen Summe erhalten, Hausfeld selber kassiert dann lohnende Gebühren für die Vertretung Tausender Kunden. Ein Prozessfinanzierer steht für die Risiken ein.
Falls Hausfeld gegen VW Erfolg hat, hätte er das deutsche Rechtssystem faktisch verändert: In Deutschland muss sich jeder Betroffene eigentlich durch alle Instanzen klagen, um zu seinem Recht zu kommen, die USA lassen Sammelklagen uneingeschränkt zu.