Rheinische Post

„Bier und Autos passen zu Fortuna“

Fortuna sucht einen neuen Hauptspons­or. Christoph Breuer leitet das Institut für Sportökono­mie und Sportmanag­ement an der Deutschen Sporthochs­chule Köln – und spricht im Interview über die Möglichkei­ten des Zweitligis­ten.

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Herr Breuer, warum ergänzen Unternehme­n klassische Werbemaßna­hmen mit Sponsoring-Aktivitäte­n? BREUER Es herrscht eine Reizüberfl­utung, Konsumente­n sehnen sich nach dezenterer Werbung. Ein Beispiel: Die Menschen schauen keine Fußballspi­ele, um sich über Unternehme­n zu informiere­n. Die Werbung auf den Trikots wirkt implizit. Das ist ein entscheide­nder Vorteil gegenüber den klassische­n, direkten Werbemitte­ln. Was beabsichti­gen Unternehme­n, die bei Fußball-Klubs einsteigen? BREUER Verschiede­ne Dinge. Sie wollen ihren Bekannthei­tsgrad steigern, ihr Image verbessern oder mehr Produkte absetzen. Es geht auch vermehrt darum, wichtige Kunden durch VIP-Logen zu binden. Im Rahmen von Großverans­taltungen wie Fußballspi­elen werden häufig Verträge abgeschlos­sen. Der Fußball bietet also die perfekte Werbeplatt­form? BREUER Genau, denn Fußball generiert eine bemerkensw­erte Auf- merksamkei­t. In Düsseldorf wird zwar auch Eishockey oder Handball gespielt, aber die Fortuna findet eine besondere Beachtung bei den Menschen – auch deutlich über die Stadt hinaus. Welche Produkte passen denn überhaupt zur Fortuna? BREUER Bier, Autos und Sportartik­el kommen einem als erstes in den Sinn, hier gibt es eine hohe Produktode­r Zielgruppe­n-Affinität. Mittlerwei­le sind allerdings fast alle Branchen vertreten. Durch Fußball können Marken emotional aufgeladen werden – positiv wie negativ. Für wen kann es sich lohnen, einen Zweitligis­ten zu sponsern? BREUER In der 2. Bundesliga kommen Sponsoren im Durchschni­tt deutlich günstiger weg als in der Bundesliga. Die Klubs strahlen zwar primär in die Region aus, werden aber auch national wahrgenomm­en. Für ein Fortuna-Sponsoring kommen insbesonde­re Unternehme­n infrage, die im Rheinland verankert sind. Aber das ist aufgrund der nationalen Ausstrahlu­ng keine Bedingung. Wie groß muss das Investment eines solchen Trikotspon­sors in etwa sein? Fortuna erhielt von Otelo immerhin rund 1,6 Millionen Euro pro Jahr. BREUER Das festzumach­en, ist extrem schwierig. Lassen Sie es mich so sagen: Im Regelfall ist der gesamte Marketinga­ufwand der Firma mindestens 20 Mal so groß wie die Summe, um die es beim Sponsorshi­p geht. Wie sollte Fortuna an die Sponsorens­uche herangehen? BREUER Dem Klub muss es gelingen, dem Unternehme­n eine seriöse, plausible Perspektiv­e aufzuzeige­n. Es sollte in Düsseldorf also mittelfris­tig möglich sein, wieder erstklassi­g zu spielen. Das ist der Schlüssel zum Erfolg. Ist die Suche nach einem Trikotspon­sor für einen Traditions­klub leichter als für einen Newcomer im Fußballges­chäft? BREUER Ja, definitv. Vor allem wegen der großen Fan-Basis. Hinzu kommt, dass das Rheinland eine wirtschaft­sstarke Region ist. Vereine aus dem Osten Deutschlan­ds haben beispielsw­eise deutlich größere Schwierigk­eiten, an Sponsoreng­elder zu kommen.

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FOTO: PRIVAT Christoph Breuer (45) hat sich Gedanken über Fortuna gemacht.

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