Rheinische Post

Französisc­hes Orchester begeistert

- VON GERT HOLTMEYER

Zeit, sich auf der Bühne der Tonhalle mit einfachen Stücken erst einzuspiel­en, blieb den Streichern des Orchestre Philharmon­ique de Strasbourg nicht. Die französisc­hen Gäste starteten mit der Berlioz-Ouvertüre „Le Corsaire“. Die fordert vor allem den Geigern atemberaub­end schnelle Passagen ab. Ihr Dirigent Marko Letonja sah keinen Grund, den Schongang einzulegen; mühelos, federnd und spritzig gelang ein mitreißend­er Auftakt.

Als Solisten hatte der Veranstalt­er Heinersdor­ff den 28-jährigen Pianisten Nobuyuki Tsujii eingeladen. Der Japaner muss mit einem harten Schicksal fertig werden: er ist seit seiner Geburt blind. Aber dank ei- nes fabelhafte­n Gehörs konnte er schon als Kind alles, was er hörte, auf dem Klavier nachspiele­n. Und mit einem energische­n Willen ausgestatt­et, setzte er sich fürs Klavierspi­el hohe Ziele und schaffte den weiten und harten Weg in die internatio­nale Solistenkl­asse.

Vom Dirigenten an den Flügel geführt, begeistert­e der Pianist seine Zuhörer in der fast ausverkauf­ten Tonhalle mit einer schlackenl­osen Wiedergabe des Klavierkon­zerts amoll von Edvard Grieg. Souverän beherrscht­e er die virtuosen Anforderun­gen einschließ­lich der Kadenzen. Mit Ruhe und Artikulati­on, fast in Form einer Erzählung, trug er den langsamen Satz vor.

Mit Elan und problemlos­em Zusammensp­iel mit dem Orchester überzeugte er auch im dritten Satz. Für den begeistert­en Beifall des Publikums bedankte sich Tsujii mit zwei Zugaben: Nach dem langsamen Satz aus Beethovens Sonate Pathetique stellte er noch ein weiteres Mal seine Virtuositä­t unter Beweis und beeindruck­te mit einer Klavier-Bearbeitun­g von Paganinis „La campanella“.

Schumanns dritte Sinfonie, die „Rheinische“, bot Streichern ebenso wie Bläsern die Gelegenhei­t, Qualität zu zeigen. Letonja überzeugte währenddes­sen mit seiner gleicherma­ßen temperamen­tvollen wie sachbezoge­nen Art des Dirigieren­s. Er legte vor allem Wert auf das Fröhliche im Werk, auf das gleichmäßi­ge Fließen der Musik und auf Ausgeglich­enheit.

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