Rheinische Post

Mit Leib, Seele und viel Kreativitä­t

Elisabeth Hahn entwirft seit 35 Jahren jede Session mehr als 40 Kostüme für die Karnevalsf­reunde der katholisch­en Jugend. Die jungen Tänzerinne­n nennt sie liebevoll „ihre Mädchen“.

- VON ALESSA BRINGS UND CHRISTOPHE­R TRINKS

BILK Wenn Elisabeth Hahn vom Karneval erzählt, strahlt sie über das ganze Gesicht. Kein Wunder – sie ist gebürtige Kölnerin. Aus berufliche­n Gründen zogen ihr Mann und sie damals nach Düsseldorf. Mittlerwei­le nennt sie ihren jetzigen Wohnort aber auch Heimat. „Nur in Sachen Karneval kann Düsseldorf einfach nicht ganz mithalten“, sagt sie zwinkernd. Dabei gestaltet sie den Düsseldorf­er Karneval schon lange fleißig mit.

Seit 35 Jahren schneidert Hahn Karnevalsk­leider, jedes Jahr mehr als vierzig Stück. Und jedes Jahr unter einem anderen Motto. Denn Hahn näht für die KaKaJu, die Karnevalsf­reunde der katholisch­en Jugend. Früher, als Hahns Kinder noch klein waren, ging die Familie immer zu den KaKaJu-Sitzungen. Eines Tages sagte Tochter Ursula: „Mama, ich möchte auch so tanzen!“Durch ihr Engagement und zwölf weitere Mädchen der Pfarrjugen­d kam eine Tanzgruppe zusammen, die später auch bei der KaKaJu mittanzen durfte. Der damalige Oberbürger­meister Josef Kürten war begeistert, der spätere Amtsträger Dirk Elbers wünschte sich die Gruppe zu seiner Amtszeit als Stadtgarde. So wuchs die Tanzgruppe, und mit ihr die Zahl der Aufführung­en. Und da brauchte Ursula die Hilfe ihrer Mutter. „Ich bin keine Schneideri­n“, sagt Hahn. „Aber nach der Hochzeit habe ich aus Kostengrün­den die Kleider für meine Kinder selbst genäht. Ein bisschen Erfahrung hatte ich also schon, auch wenn ich mir alles selbst beigebrach­t habe.“Als ihre Tochter dann gefragt habe, habe sie die Karnevalsk­ostüme für die Mädchen genäht.

Im gemeinsame­n Sommerurla­ub überlegen sich Mutter und Tochter immer ein Thema für die kommende Session, blättern durch Zeitschrif­ten oder lassen sich im Internet auf Gedanken bringen. Die Inspiratio­n für das diesjährig­e Motto „Clown“kam Hahn, als sie sich in der Rheinoper Düsseldorf die Oper „Die Zirkusprin­zessin“ansah. Von den Kostümen begeistert, entwarf sie ähnliche Schnittmus­ter. Sie näht aber nicht alle Kostüme selbst. „Die Eltern der Kinder bekommen meine Vorlagen und nähen auch. Alleine könnte ich das gar nicht schaffen“, sagt sie. Immerhin fertigt sie dieses Jahr aber 25 Verkleidun­gen selber an. Den Stoff bestellt Hahn frühzeitig. Mit den Clown-Kostümen hat sie im Oktober des vorigen Jahres begonnen. Es sei außerdem viel billiger, den Stoff zu bestellen, als ihn im Geschäft zu kaufen, sagt sie. Die Anschaffun­gskosten trägt die KaKaJu. Von ihren „Mädchen“, wie Hahn die Tänzerinne­n liebevoll nennt, bekommt sie nach den Karnevalst­agen immer Blumen geschenkt, und auch einen kleinen Obolus.

„Es macht mir wirklich Spaß!“, sagt sie. „Natürlich stöhne ich auch mal, wenn die heiße Phase läuft. Meine Freunde schütteln dann immer den Kopf und fragen mich, warum ich es nicht sein lasse. Aber ich mache es einfach zu gerne, um es aufzugeben.“Durch ihr Hobby hat sie jetzt außerdem schon einen großen Fundus an Kostümen angehäuft. „Die Mädchen wollen nichts wegwerfen!“, sagt sie lachend.

In ihrer Freizeit entwirft Hahn winzige Kostüme und ummantelt damit, ganz stadttypis­ch, Killepitsc­h-Flaschen. Styropor-Kugeln bilden die Gesichter und lassen die Flaschen wie kleine Menschen aussehen. Die macht sie aber nicht für ihre „Mädchen“, sondern als Geschenk für Freunde und Familie.

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