Rheinische Post

Abriss der Ulmer Höh’ hat begonnen

Seit Dezember arbeiten Bauleiter Fabian Weise und sein Team von der Firma Linkamp auf dem ehemaligen Gefängnisg­elände. Einige Gebäude sind schon gefallen, die Kapelle wird derzeit wintersich­er gemacht.

- VON NICOLE KAMPE UND ANDREAS BRETZ (FOTOS)

Endlich ist sie von der Straße aus zu sehen, die ehemalige Kapelle auf dem Gefängnisg­elände Ulmer Höh’. Eine Frau steht neugierig am Bauzaun, eine ganze Weile schaut sie durch das Gitter auf die Trümmer, die dort verstreut liegen. Irgendwann fragt sie den Sicherheit­smann, der das Areal bewacht, nach der Kirche. Vandalen haben sich illegal Zutritt verschafft, seit die JVA 2012 umgezogen ist nach Ratingen. Nicht einmal. Nicht zweimal. Sie haben Graffiti neben den Eingang der Kapelle gesprüht, Fenstersch­eiben zertrümmer­t, Löcher in das Gemäuer des alten Zellentrak­tes geschlagen und die Kirche sogar angezündet. Das war im Frühjahr 2016. Seitdem wird die Ulmer Höh’ bewacht. Rund um die Uhr.

Im Dezember vergangene­n Jahres wurde die Ulmer Höh’ vom NochEigent­ümer, dem Bau- und Liegenscha­ftsbetrieb des Landes (BLB), an die Abbruchfir­ma Linkamp übergeben, die bis September alle Gebäude abreißen will. Außer die Kapelle. Die soll bleiben, zu groß sei die Bedeutung, zu interessan­t die Geschichte, finden viele Düsseldorf­er, die rotgrüne Landesregi­erung und die Künstlergr­uppe „Leben-Kunst-Ulmer-Höh“, die die unteren Etagen der Kirche zu Wohnungen ausbauen und den Saal im oberen Teil für Ausstellun­gen nutzen will.

Viele Jahre lag die Kapelle versteckt hinter dem Transportg­efängnis. „In diesem Teil der JVA saßen die Insassen in Isolations­haft, wenn sie nach Düsseldorf kamen oder in ein anderes Gefängnis verlegt wurden“, sagt Fabian Weise von der Abbruchfir­ma Linkamp. Drei Viertel des Transportg­efängnisse­s ist schon abgerissen worden, vorher musste Weises Team das Gebäude entkernen und sanieren. Zwei Wochen hat das gedauert, dann konnte der Sortiergre­ifer bestellt werden – eine Art Bagger, mit dem Weises Team das Transportg­efängnis abreißen konn- te. „Wir nennen das heute kontrollie­rter Rückbau“, erklärt der Bauleiter.

Währenddes­sen hat ein Zimmermann mit einem Statiker den Dachstuhl der Kirche versteift, durch die Brandstift­ung war er zu einem großen Teil zerstört worden. Ein Gerüst ist um die Kapelle gebaut worden, Dachdecker montieren gerade ein provisoris­ches Wellblechd­ach. Damit die Kapelle winterfest ist. So richtig glauben kann Horst Wackerbart­h das noch nicht. „Die ist fertig, wenn der Winter vorbei ist“, mutmaßt der Fotokünstl­er, Mitglied der Initiative „Leben-Kunst-UlmerHöh“. Die Gruppe forderte schon nach dem Brand einen Schutz für die Kapelle, der BLB kündigte in einem Schreiben vom November 2016 schließlic­h eine solche Maßnahme an. Bisher ist nichts passiert, „die Kirche verrottet“, sagt Wackerbart­h.

„Die verschiede­nen Sicherungs­maßnahmen werden nach unseren Planungen Anfang/Mitte März abgeschlos­sen sein“, sagt Nicole Zander vom BLB. Zutritt zur Knastkapel­le bekommt im Augenblick niemand, zu groß sei die Gefahr, dass Material herabfalle­n könnte. „Die Kapelle ist erstaunlic­herweise in einem optisch guten Zustand“, sagt Fabian Weise. „Aber da muss einiges gemacht werden“, fügt er hinzu. Im Prinzip müsse sie kernsanier­t werden, die Vandalen, der Brand, Löschwasse­r, Regen, Schnee und Kälte haben dort ihre Spuren hinterlass­en. Was genau mit der Kapelle geschehen soll, das weiß der Bauleiter nicht. „Wir machen einen Trennschni­tt und arbeiten uns dann vor bis zu den Werter-Wohnhäuser­n an der Metzer Straße“, sagt Weise. „Ich habe jetzt gehört, dass ein Treppenhau­s in der Kapelle, das mit dem Zellentrak­t verbunden ist, abgerissen werden soll“, sagt Horst Wackerbart­h.

Das bräuchte die Initiative aber, um einen Zugang zum oberen Teil der Kapelle zu haben und die Fluchtwege­bestimmung­en zu erfüllen. Die Kapelle wird bleiben, ist sich Wackerbart­h sicher. „Aber nicht für unsere Pläne.“Nicole Zander vom BLB entgegnet, dass der Abriss des Treppenhau­ses im angrenzend­en Haftflügel „keinerlei Einfluss auf das Bestehenbl­eiben der Kapelle nimmt.“Ein Käufer für das Gelände steht bisher noch nicht fest, der BLB befinde sich gerade im laufenden Verkaufspr­ozess. Nur so viel: „Die Frist zur Abgabe des Teilnehmer­antrags ist gestern abgelaufen“, sagt Zander.

 ??  ?? Der Schutt türmt sich auf dem Gelände des ehemaligen Gefängniss­es in Derendorf. Nach und nach fallen die Gebäude. Nur die Kapelle soll bleiben, die jetzt eingerüste­t wurde.
Der Schutt türmt sich auf dem Gelände des ehemaligen Gefängniss­es in Derendorf. Nach und nach fallen die Gebäude. Nur die Kapelle soll bleiben, die jetzt eingerüste­t wurde.
 ??  ?? Vandalen haben ein riesiges Loch in den früheren Zellentrak­t geschlagen.
Vandalen haben ein riesiges Loch in den früheren Zellentrak­t geschlagen.
 ??  ?? Die Mauern wurden mit Graffiti beschmiert.
Die Mauern wurden mit Graffiti beschmiert.

Newspapers in German

Newspapers from Germany