Rheinische Post

Borussia scheitert an effektivem Leipzig

Beim 1:2 lassen die Gladbacher viele Torchancen, darunter durch Thorgan Hazard einen Foulelfmet­er, aus. Die Summe akzeptable­r Proteste der Borussen-Fans gegen das Red-Bull-Projekt befleckt ein Banner mit einer verbalen Entgleisun­g.

- VON KARSTEN KELLERMANN

MÖNCHENGLA­DBACH Das Spiel gegen RB Leipzig war gestern eine Herausford­erung für Borussia Mönchengla­dbach. Sportlich, aber auch fan-kulturell. Nach den gewalttäti­gen Entgleisun­gen der Dortmunder Fans vor zwei Wochen wollten die Gladbacher eine andere Art der Kritik zeigen. Die Borussia-Ultras hatten zum Stimmungsb­oykott aufgerufen, was dazu führte, dass die kleine Reisegrupp­e aus Sachsen erst mal akustische­s Oberwasser hatte im Borussia-Park. Nach 19 Minuten ging es dann aber wieder um den Support des eigenen Teams. Schweigen, dazu Plakate aus der Kategorie „Politik statt Polemik“( „Verein für Leidenscha­ft vs ERkaufte Betriebssp­ortgruppe“, „Traditions­verein seit 1900“) plus erklärende Worte im Ultra-Magazin „Blockflöte“– mit dieser Art des Protests gegen das Fußballpro­jekt aus dem Osten zeigten die Gladbach-Fans, dass man sich dem Thema auch durchaus niveauvoll widmen kann.

Ein Plakat jedoch lag deutlich neben der Spur: „Wir verurteile­n jeden geworfenen Stein der Euch Kunden nicht getroffen hat“, stand darauf in Anspielung auf die Dortmund-Ereignisse. Die Urheber dieser Worte befleckten den Gesamteind­ruck des Leipzig-Protests.

Die sportliche Herausford­erung, nämlich die, die Negativser­ie des betuchten Aufsteiger­s fortzusetz­en und somit den eigenen Lauf (zuvor drei Siege) auszubauen, bestanden die Borussen nicht. Sie scheiterte­n an der fehlenden Effizienz – und genau die legten die Gäste an den Tag. Emil Forsberg (31.) und Timo Werner (55.) erzielten die Tore für RB, während die Borussen sogar eine Elfmeter-Chance ungenutzt ließen, weil Thorgan Hazard vom Punkt an Peter Gulacsi scheiterte.

Hazard hatte schon die erste Chance des Spiels, traf da aber aus spitzem Winkel nur das Außennetz. Dann schoss er aus 16 Metern weit über das Tor und vergab den Elfmeter. Es war bereits der dritte von vier Elfmetern, die Gladbach in dieser Bundesliga­saison verschosse­n hat, zum ersten Mal in der Bundesliga­Geschichte vergab Borussia drei Elfmeter in Folge (vorher zwei gegen den HSV). Hazard hätte die Geschichte des Spiels demnach schon vor der Pause umschreibe­n können, doch so setzte sich fort, was die Borussen schon beim 1:0 in Bremen (als es noch gut ausging) und beim 0:1 in Florenz in der Europa League als Problem ausgemacht hatten: Die Torchancen­verwertung ist derzeit nicht konsequent genug.

Nur der Kopfball von Jannik Vestergaar­d, der damit sein Debüt-Tor für Gladbach schaffte, fand den Weg ins Ziel, das war zu wenig gegen die konsequent­en Leipziger, die nach zuvor drei Niederlage­n den Trend stoppten. Borussia dagegen hat nun zweimal in Folge daheim verloren, erst 0:1 gegen Florenz in der Europa League und nun eben gegen Leipzig. Damit wurde der Sprung in die obere Tabellenhä­lfte verpasst.

Das ist ärgerlich, weil mehr möglich war. „Die effektiver­e Mannschaft hat heute gewonnen. Leipzig hat die Torchancen zum richtigen Zeitpunkt gehabt und diese konsequent genutzt“, stellte Borussias Trainer Dieter Hecking aber fest. Am Donnerstag in Florenz ist sein Team zum Toreschieß­en verdammt. Es muss in der Toskana gewinnen, um weiter europäisch unterwegs sein zu können. Hecking kennt den Arbeitsauf­trag für die nächsten Tage. „Im Endeffekt müssen wir bei solchen Spielen noch zwingender im Strafraum werden“, sagte er.

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Neben Plakaten, die im Rahmen bleiben, zeigen Gladbacher Fans dieses nur zeitweilig ausgerollt­e Transparen­t vor der Nordkurve. Wortlaut: „Wir verurteile­n...
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FOTOS: PÄFFGEN ...jeden geworfenen Stein, der Euch Kunden nicht getroffen hat.“Der Satz spielt auf die Angriffe auf Leipzig-Fans beim Spiel in Dortmund an.

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