Rheinische Post

Schwache Fortuna weckt böse Erinnerung

Beim 0:1 in Fürth spielt der Zweitligis­t eine erste Hälfte unter aller Kritik. Der Saisonverl­auf ähnelt frappieren­d dem von 2012/13 – an dessen Ende stand der Abstieg aus der Bundesliga.

- VON BERND JOLITZ

Friedhelm Funkel bemühte sich um Normalität. „Vor der Pause haben sich beide Mannschaft­en neutralisi­ert, dann kassieren wir aus dem Nichts ein Gegentor“, sagte Fortunas Trainer nach der 0:1-Niederlage bei Greuther Fürth. „Dass Robert Zulj der Ball vor die Füße fällt, ist die komplette Geschichte der ersten Hälfte.“Nun, das war sie nicht ganz. Unbedingt in diese Geschichte hinein gehörte auch noch, dass die Düsseldorf­er bis zu diesem Zeitpunkt eine Leistung unter aller Kritik geboten hatten.

Interessan­t dabei ist freilich, dass etliche Spieler für sich genommen durchaus ihre Kernaufgab­en zufriedens­tellend erfüllten (siehe dazu auch die Einzelkrit­ik unten). Vor allem, wenn man die stärkere zweite Hälfte hinzunimmt. Als Mannschaft reichte das gegen einen ergreifend schwachen Kontrahent­en, wie es Fürth an diesem Samstag war, dennoch nicht aus. Ganz einfach, weil jene Profis, die für die kreativen Momente, für gefährlich­e Flanken oder Steilpässe zuständig sind, einen schwarzen Tag erwischt hatten.

So nutzt es dann eben nichts, wenn die Defensive von jenem einem Moment abgesehen, als Zulj den einzigen Treffer erzielte, einen geordneten und stabilen Eindruck hinterließ. Nach vorn ging allein zwischen der 46. und 70. Minute etwas – und dann stellten sich die Düsseldorf­er Angreifer bei allem Druck nicht gerade glücklich an. Kevin Akpogumas Kopfball traf den Pfosten, Ihlas Bebou gelang es aus kürzester Distanz nicht, den Ball über die Linie zu stochern, weitere Abschlüsse wurden abgeblockt oder landeten im Toraus. Wenigstens war nach dem Wechsel mehr Zug im Spiel, weil Funkel auf einer Dreierkett­e umgestellt und Bebou als zweite Spitze neben Rouwen Hennings beordert hatte.

Das Ganze erinnert frappieren­d an die Saison 2012/13. Damals hatte Fortuna als Bundesliga-Aufsteiger bis zur Winterpaus­e 21 Punkte gesammelt, und als es dann im neuen Jahr schleppend anlief, wiegelten Spieler wie Verantwort­liche ab. Alle waren sicher, dass die Mannschaft irgendwann in die Erfolgsspu­r zurückkehr­en werde. Am Ende kam das Erwachen viel zu spät, Fortuna stieg in die Zweite Liga ab.

Ob der freie Fall diesmal gestoppt werden kann? Torhüter Michael Rensings Brandrede (siehe Bericht auf Seite B 4) und ein Zitat des Trainers lassen hoffen. Darauf angesproch­en, dass die Mannschaft in der Hinserie doch bereits bewiesen habe, dass sie besser Fußballspi­elen könne, antwortete Funkel mit bitterem Lächeln: „In der vorletzten Saison stand Borussia Dortmund nach 19 Spieltagen auf dem letzten Platz – und die konnten es auch.“

Er habe den Glauben an die Mannschaft nicht verloren, versichert­e der Coach. Jetzt muss er sie nur dazu bringen, ein Spiel schon mit der ersten und nicht erst mit der 46. Minute zu beginnen.

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