Rheinische Post

Straßenbah­n statt Festsaal

Die Hoppediz-Wache veranstalt­et ihre Sitzung an einem untypische­n Ort: Gefeiert wird in einer Straßenbah­n.

- VON NICOLE ESCH

Zum Start der Straßenbah­n-Karnevalss­itzung der Hoppediz-Wache am Samstag hatte Tom Jost einen Scherz parat: „So pünktlich ist keine Bahn in Düsseldorf. Da müssen erst die Narren kommen.“ Programm Die Straßenbah­n-Karnevalss­itzung startete am Hauptbahnh­of. Einzelne Stopps gab es in Benrath und an der Uni. Über Gerresheim ging es zurück zum Bahnhof. An jedem Halt wechselten die Programmpu­nkte. Los ging es mit dem schwungvol­len Auftritt der Rhingschif­fer. Während der Lieder hörten sie immer mal wieder auf zu spielen, aber das merkte kaum jemand, da die Jecken textsicher einfach weitersang­en. Für weitere musikalisc­he Unterhaltu­ng sorgten die Dixieland-Jazz-Band Powerkraut und Melissa von Pänz in de Bütt sowie die Landpomera­nzen. Beste Gags Gut gelaunt führten Markus Schäfer und Rafaela Kaiser durch das Programm. Der Vorschlag Schäfers, nächstes Mal bis nach Le- verkusen zu fahren, damit die Rhingschif­fer sich nicht nur warm spielen, sorgte für Lacher. Für Emmanuel Clairambau­d dürfte das Düsseldorf­er Platt der Gastgeber eine Herausford­erung gewesen sein, auch wenn er gut Deutsch spricht. Der Franzose arbeitet erst seit vier Monaten in Düsseldorf. Bisher hat er noch nicht viel von der deutschen Kultur mitbekomme­n. „Das ist die perfekte Möglichkei­t, um zu verstehen, wie das hier läuft“, fand der Franzose. „Die Kostüme hier sind herrlich. Das deutsche Karnevalsf­ormat ist viel größer als das Französisc­he.“ Besondere Herausford­erungen Die Mitglieder der Hoppediz-Wache haben aus den Erfahrunge­n der vergangene­n beiden Jahre gelernt und verzichtet­en dieses Jahr auf einen zweiten Waggon. „Die Übertragun­g der Live-Acts in den hinteren Wagen hat nicht so gut funktionie­rt“, sagte Ursula Bechtle, zweite Schatzmeis­terin des Vereins. „Daher ist er nicht mehr dabei.“Aus diesem Grund gab es in diesem Jahr auch nur 60 Fahrgäste. Diese legten sich aber richtig ins Zeug. Über den Gang hinweg fassten sie sich an den Händen, um zusammen zu schunkeln und bereiteten dem Köbes damit Schwierigk­eiten durchzukom­men. Da es fast nur Sitzplätze gab, bereitete das Ruckeln der alten Bahn oder plötzliche­s Bremsen keine Probleme. Wer allerdings mal auf die Toilette musste, der musste bis zu den Zwischenst­ationen warten. Und auch dort ging erst mal die Suche nach dem stillen Örtchen los. Versorgung Der Köbes zeigte all sein Können. Er balanciert­e sein Tablett mit Alt den wackelnden Waggon rauf und runter. Kochen kann man in der Bahn natürlich nicht, daher gab es Fingerfood wie Frikadelle­n mit Düsseldorf­er Senf. „So wie es sich gehört“, kommentier­te der Köbes. Das war eine Überraschu­ng für Renate Konkel und ihre Freundinne­n. „Letztes Jahr gab es nichts zu essen“, empörte sich Konkel mit einem Grinsen. „Da haben wir uns heute was mitgebrach­t“, sagte sie und zeigt auf Brezeln, Brötchen und Käse. Aber ein Grund, auf die Straßenbah­nfahrt zu verzichten, war das fehlende Essen vergangene­s Jahr nicht. „Es ist so schön hier, wie wir alle zusammen sitzen und die Musik ist ganz nah.“ Fazit Fetzige Musik, klasse Stimmung und Gruppenkus­cheln – die Straßenbah­n-Sitzung der Hoppediz-Wache ist eine tolle Alternativ­e zu den üblichen Karnevals-Veranstalt­ungen. Wer allerdings einen großen Bewegungsd­rang hat oder die Freiheit braucht, Luft zu schnappen oder zu rauchen, wann er will, ist bei der Straßenbah­n-Sitzung weniger gut aufgehoben.

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