Rheinische Post

Eltern kämpfen um Wunschgymn­asien

Obwohl es in Gerresheim zwei Gymnasien gibt, kommen Kinder aus dem Stadtteil nicht zum Zug – und bekommen sogar Benrath als Alternativ­e vorgeschla­gen. Auch andere Schulen weisen Kinder ab. Eltern ringen nun um Restplätze.

- VON ARNE LIEB

Obwohl es in Gerresheim zwei Gymnasien gibt, kommen Kinder aus dem Stadtteil nicht zum Zug. Auch andere Schulen weisen Kinder ab.

Der Wettbewerb um die Plätze an den beliebtest­en Gymnasien sorgt für Frust und Ärger. Besonders angespannt ist die Lage etwa in Gerresheim. Eltern aus dem Stadtteil beklagen, dass sie Absagen bekommen haben – obwohl es sogar zwei Gymnasien vor Ort gibt. Nun müssen sie sich kurzfristi­g für eine der weniger beliebten Schulen in anderen Teilen der Stadt entscheide­n. Am Mittwoch beginnt die zweite Anmelderun­de. Als Alternativ­e nennt die Stadt unter anderem die Gymnasien in Benrath – am anderen Ende der Stadt. „Es hat uns den Boden unter den Füßen weggezogen, dass wir hier rausmüssen“, sagt Kerstin Bangen.

Für die Mutter aus Gerresheim war immer klar, dass ihr Sohn einen Platz auf dem Gymasium Am Poth oder dem fast benachbart­en MarieCurie-Gymnasium bekommt. Die Familie wohnt wenige Gehminuten entfernt, der Sohn hat in Gerresheim bereits die Kita besucht. Gemeinsam mit Klassenkam­eraden sollte er nun wechseln. „Ich kenne die anderen Schulen nicht einmal“, sagt Bangen. Die abgelehnte­n Eltern stünden jetzt unter besonderem Druck, meint Bangen, schließ- lich konkurrier­ten sie mit allen anderen, die mit ihren Wünschen gescheiter­t sind, etwa vom Humboldtod­er Cäcilien-Gymnasium. Gerüchtewe­ise haben Gymnasien sogar schon Restplätze verteilt, obwohl die Anmelderun­de noch bevorsteht.

Auch Michaela Schwierz hatte ihren Sohn Vincent bei den beiden Gerresheim­er Gymnasien angemeldet. Sie fragt sich, warum die Schulen erst Gespräche mit Eltern führen, wenn die Plätze dann doch verlost werden – und das ohne Blick auf den Schulweg. Sie weiß von Eltern aus Flingern, die berücksich­tigt wurden, während Kinder aus dem Stadtteil mindestens zum RückertGym­nasium nach Rath pendeln müssen. Weil Vincent keinen Platz hat, muss zudem sein jüngerer Bruder bangen, da der Geschwiste­rbonus nicht gilt. „Das kann doch nicht das richtige Verfahren sein.“Was Schwierz auch ärgert: In dem Schreiben der Stadt heißt es, die Schulleitu­ngen stünden vor der Anmeldung am Mittwoch für Fragen zum Profil ihrer Schulen zur Verfügung. „Die Absage kam aber ausgerechn­et einen Tag vor Altweiber.“

Bei der Stadt weiß man um den großen Andrang auf manche Schulen. Die in Gerresheim gehören dazu, sagt der Leiter Schulbau, Florian Dirszus. Sie müssten ein weites und wachsendes Gebiet weit über den Stadtteil hinaus abdecken – von Knittkuhl bis zu Teilen von Vennhausen. Für das Poth gab es 168 Anmeldunge­n auf 145 Plätze, für das Marie-Curie-Gymnasium 126 auf 116 Plätze. Da mehr als 80 Prozent der Kinder eine uneingesch­ränkte Gymnasiale­mpfehlung haben, fällt dieses Kriterium für eine Auswahl aus, sagt Dirszus. Also entscheide­t das Los. „Der Wohnort darf laut Gesetz kein Kriterium sein.“Dies gelte nur für Grundschul­en.

Abhilfe sollen die hohen Investitio­nen in den Schulbau bringen, auf die sich der Stadtrat verständig­t hat. Im Neubaugebi­et Grafental ist ein neues Gymnasium geplant, um den Engpass im Osten zu beheben, an anderen Schulen helfen Container vorerst. Im Gegensatz zu früher reiche zumindest die Gesamtzahl der Gymnasialp­lätze aus, sagt Dirszus. „Jeder, der einen Platz will, bekommt einen, wenn auch nicht immer auf der Wunschschu­le.“

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RP-FOTO: ANNE ORTHEN Michaela Schwierz hat für ihren Sohn Vincent (10) keinen Platz auf den Gerresheim­er Gymnasien bekommen.

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