Rheinische Post

Die Verzweiflu­ng

Claude Chabrol nahm sich gerne der seelischen Abgründe an. Zwei seiner Filme zeigt heute Arte.

- VON KLAUS BRAEUER

BERLIN (dpa) Das Werk so manches Schauspiel­ers oder Regisseurs möchte man gerne öfter im Fernsehen sehen – oder zumindest geballt an einem Abend. So hat das Publikum dann die Chance, sich eingehende­r mit ihm zu befassen. Nun besteht die Möglichkei­t dazu, in der „Soirée Claude Chabrol“. Von ihm werden gleich zwei Filme nacheinand­er gezeigt: „Die Hölle“und „Betty“sind heute auf Arte zu sehen.

Zuerst ist im Film „Die Hölle“(1994) ein frisch verheirate­tes Paar zu sehen: Nelly (Emmanuelle Béart) und Paul (François Cluzet). Ihr kleiner Sohn macht ihnen viel Freude, und das von ihnen betriebene Hotel läuft ordentlich. Paul ist dennoch voller Sorgen, denn er kann die Kredite kaum zurückzahl­en. Und er glaubt, dass seine Frau ihn betrügt.

Paul gerät in eine absurde Gedankenwe­lt, weiß nicht mehr zwischen Realität und Einbildung zu unterschei­den, und in seinen Wahnvorste­llungen schreckt er auch vor Mord nicht zurück. Die unheilvoll­e Geschichte („L’Enfer“) einer Ehehölle wird aus Pauls Sichtweise erzählt und sollte schon 1964 von Regisseur Henri-Georges Clouzot verfilmt werden, mit Romy Schneider und Serge Reggiani. Doch aufgrund von Krankheits­fällen wurde das Projekt stillgeleg­t – für 30 Jahre.

In „Betty“(1992) ist das Unheil gleich zu Beginn zu sehen: Betty (Marie Trintignan­t), eine Frau um die 30, findet sich in einer Bar mit dem passenden Namen „Le Trou“(„Das Loch“) im Pariser Vorort Versailles wieder. Die dort ebenfalls reichlich trinkende Professore­nwitwe Laure (Stéphane Audran) bringt sie in ein nicht weniger schmuddeli­ges Hotel. Allmählich freunden sich die beiden Frauen an, und Betty erzählt die Geschichte ihrer unglücklic­hen Ehe: Sie ist aus dem Haus geworfen worden, ihre Kinder hat sie nicht mehr sehen dürfen. Obwohl sich Laure rührend um sie küm- mert, beginnt Betty eine Affäre mit Laures Freund – mit verheerend­en Folgen. „Betty“ist nach „Die Fantome des Hutmachers“(1982) Chabrols zweite Adaption eines Romans von Georges Simenon.

In beiden Filmen beleuchtet Claude Chabrol (1930-2010) die Ausweglosi­gkeit seiner weiblichen Hauptfigur­en, die beide wie in einem Käfig gefangen erscheinen.

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