Rheinische Post

Griechenla­nd lädt zum Frühlingsf­est

Der Generalkon­sul des Landes in Düsseldorf spricht über die große griechisch­e Gemeinde der Stadt und darüber, wie gut seine Landsleute zu Nordrhein-Westfalen passen.

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Herr Delavekour­as, Griechenla­nd ist wieder beinahe täglich in den Schlagzeil­en. Wie geht das Rennen um weiteres Geld für Ihr Land aus? DELAVEKOUR­AS Ich hoffe, dass es eine Lösung gibt, von der Europa und Griechenla­nd profitiere­n. Ein Land an seine Grenzen zu stoßen, nutzt keiner Seite etwas. Wenn Griechenla­nd Erfolg hat und zu neuer wirtschaft­licher Stärke findet, siegen auch Deutschlan­d und Europa. Das heißt unter dem Strich, ich hoffe, dass es eine Übereinkun­ft gibt, die Griechenla­nd die Möglichkei­t zu einem starken und nachhaltig­en Wachstum bieten wird. Der einzige Weg aus der Krise. Kommt es zum Kollaps oder zu weiteren Einschnitt­en, dürfte es erneut Demonstrat­ionen in Ihrer Heimat geben. Das Volk hat ja mehrfach den Aufstand geprobt. DELAVEKOUR­AS Negative Entwicklun­gen können wir auf jeden Fall beruhigt ausschließ­en. Dies ist zum Vorteil Europas und aller seiner Mitgliedst­aaten. In Griechenla­nd fanden Demonstrat­ionen statt, wie es sie auch in jedem europäisch­en Land gibt. Aber im Fall Griechenla­nds wurden diese Bilder wieder und wieder in den Medien gezeigt und man bekam den falschen Eindruck, es gebe in Griechenla­nd keinen sozialen Frieden mehr und die Unruhen würden das öffentlich­e Leben völlig dominieren. Das war jedoch nicht der Fall. Die Bilder von damals haben unsere Probleme noch verschärft. Was hat dies für den Tourismus bedeutet? DELAVEKOUR­AS Wir hatten vor der Krise rund 2,5 Millionen Touristen aus Deutschlan­d in Griechenla­nd, die Zahl fiel dann auf unter zwei Millionen. Jetzt sind wir bei drei Millionen und die Buchungen für 2017 verheißen ein neues Rekordjahr. Das ist sehr erfreulich. Das Wachstum hat hauptsächl­ich mit der Lage in Nordafrika und der Türkei zu tun. Wegen der Terrorgefa­hr geht dort die Nachfrage nach Hotels zurück. DELAVEKOUR­AS Ja, einer der Gründe ist auch dieser. Die Menschen kommen aber auch zu uns, weil sie wissen, dass wir ein wunderschö­nes, interessan­tes und verlässlic­hes eu- ropäisches Land sind, das man besuchen sollte. Das ist erfreulich und wichtig, denn der Tourismus macht 20 Prozent unserer Wirtschaft­sleistung aus. Wie wichtig ist Düsseldorf für die Griechen? DELAVEKOUR­AS Düsseldorf hat eine sehr große griechisch­e Gemeinde. Nach Zählungen der Stadt sind es rund 10.500 Griechen, die in der Stadt leben. Rechnet man aber die Griechen dazu, die schon lange in der Landeshaup­tstadt zu Hause sind und zwei Pässe besitzen, den deutschen und den griechisch­en, dann sind es rund 15.000. Das ist eine bedeutende Community, nur die Münchner mit 25.000 Griechen ist größer. Die Bedeutung Düsseldorf­s sehen Sie schon daran, dass hier Konsulatss­tellen zusammenge­fasst wurden. Wie meinen Sie das? DELAVEKOUR­AS Bis 2011 wurden die fast 140.000 Griechen in Nordrhein- das einen griechisch­en Schwerpunk­t hat, mitmachen. Vielleicht bieten wir auch Sirtaki-Kurse an, da sind wir noch in der Abstimmung. Natürlich werden griechisch­e Produkte vorgestell­t und verkauft, es gibt dazu eine Händlerver­anstaltung über Gourmet- und Bio-Lebensmitt­el aus Hellas, und das Catering übernimmt „Der Grieche“vom Staufenpla­tz. Das hört sich nach einem guten Programm zur Imageverbe­sserung an. DELAVEKOUR­AS Es ist für mich eine vornehme Pflicht, die Qualitäten meiner Landsleute in das richtige Licht zu setzen. Unsere gemeinsame Geschichte hat schließlic­h mehrere Kapitel. Sie beginnt mit der Zeit der Gastarbeit­er in den sechziger Jahren, dann kamen während der Militärdik­tatur viele junge Menschen nach Deutschlan­d, darunter viele Studenten, in den achtziger und neunziger Jahren kehrten viele Griechen in ihre Heimat zurück, und seit 2009 steigen wegen der wirtschaft­lichen Probleme die Auswandere­rzahlen, das Land hat 400.000 gut ausgebilde­te Kräfte verloren. Das ist ein „Brain-Drain“(massenhaft­e Abwanderun­g besonders qualifizie­rter Menschen, d.Red.). Viele von diesen Griechen finden Sie auch in NRW. Stimmt es, dass die Zahl griechisch­er Ärzte in NRW zunimmt? DELAVEKOUR­AS Unter den jungen Ärzten aus dem Ausland stellen die Griechen die größte Gruppe. Ihre Zahl liegt mittlerwei­le bei fast 2000, sie haben sogar eine Vereinigun­g gegründet. Sie finden qualifizie­rte Griechen überall in der deutschen Gesellscha­ft. Musiker, Künstler, Unternehme­r, Lehrer, der Chef der Boot-Messe ist Grieche – schauen Sie sich um. Wenn das Fest ein Erfolg wird, bekommen Sie eine mögliche Neuauflage gar nicht mit, nicht wahr? DELAVEKOUR­AS Es stimmt, dass ich nach vier Jahren im September auf eine andere Station wechsle. Aber natürlich möchte ich die Bande zu Düsseldorf halten. Es ist mein Ziel, dass das Fest jedes Jahr stattfinde­t, immer um diese Zeit, denn der 25. März ist der Nationalfe­iertag.

 ?? RP-FOTO: ANDREAS BRETZ ?? Der griechisch­e Generalkon­sul Gregory Delavekour­as freut sich auf das erste Griechenla­ndfest, das am 30. März beginnt.
RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Der griechisch­e Generalkon­sul Gregory Delavekour­as freut sich auf das erste Griechenla­ndfest, das am 30. März beginnt.

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