Rheinische Post

Das große Samstagabe­nd-Helau

Premiere im 19. Jahr: Die Düsseldorf­er Fernsehsit­zung bekam den besten Sendeplatz der ARD. Und konnte sich auch im Vergleich mit der Quotenköni­gin aus Mainz und dem Geheimtipp aus Franken durchaus sehen lassen.

- VON STEFANI GEILHAUSEN

Um’s mal vorweg zu nehmen: Die Düsseldorf­er Fernsehsit­zung ist reif für live. Die TV-Sitzung, in früheren Jahren oft ein Grund zum Fremdschäm­en, hat sich dank kluger Künstlerau­swahl, eines souveränen­tspannten Präsidente­n und profession­eller Gestaltung zur guten Abendunter­haltung gemausert, die das Sicherheit­snetz der Aufzeichnu­ng nicht mehr nötig hat.

Gemangelt hat es bei der Ausstrahlu­ng dessen, was aus fünf Stunden Programm übrig blieb, ohnehin mal wieder nur am Sender: Dank des schwachen Tons musste das Fernsehpub­likum den Eindruck haben, die Bühnenakte­ure spielten vor leerem Saal oder weitgehend stummem Publikum. Von der guten Stimmung am Sitzungsab­end – etwa beim Auftritt der KG Regenbogen – konnte da zur Samstagabe­ndPrime-Time nichts in die deutschen Wohnstuben überschwap­pen.

Ein schwacher Trost für die Düsseldorf­er: Anderswo läuft’s auch nicht besser. In Mainz stimmte zwar der Ton, dafür strich der SWR aber schon vorher massiv im Programm herum. Heraus kam eine Livesendun­g, deren Akteure spürbar unter Zeitdruck standen. Und das auch noch völlig unnötig, denn am Ende schaltete der Sender sich acht Minuten vor der geplanten Zeit aus dem Finale.

Da waren die zweieinhal­b Stunden aus Düsseldorf schon eine erholsame Abwechslun­g. Obwohl Jürgen Hilger-Höltgen gleich zu Beginn einen Geschwindi­gkeitsreko­rd ein- fuhr: Nach nur sechs Minuten war das Fimmännche­n bei Trump angekommen. In der „Fastnacht in Franken“(17. Februar live im BR) hatte der Eröffnungs­redner noch elf Minuten bis zum ersten Trump-Witz gebraucht, die Mainzer ließen sich am Freitag ganze 26 Minuten Zeit, den US-Präsidente­n danach aber in kaum einem Beitrag aus. Einmal übrigens mit Schützenhi­lfe aus Düsseldorf: Hans-Peter Betz präsentier­te als „Guddi“Gutenberg eine Arsch-mit-Ohren-Skulptur, die nicht nur wegen der Anatomie stark an die von Jacques Tilly im 2016er Zoch erinnerte.

Während die Mainzer Fangemeind­e in den Sozialen Medien alljährlic­h darüber debattiert, ob Profis wie Lars Reichow überhaupt auf die Fastnachts­bühne gehören (überwiegen­der Tenor: Nein!), setzt Düsseldorf bewusst auf profession­elle Künstler wie Knacki Deuser, Dave Davis oder Markus Krebs. Das mag nicht der karnevalis­tische Tusch-Humor sein, unterhält aber das Fernsehpub­likum auch da, wo man von Kö-Papageien oder Wehrhahn-Linie nie gehört hat. Karnevalis­tisches Lokalkolor­it brachte dafür das Fimmännche­n mit Düsseldorf­er Themen ein, die auch anderswo verstanden werden. De Fetzer, Alt Schuss, die wie immer brillante Tanzgarde der Kakaju, das Prinzenpaa­r mit seinen Garden und natürlich Kinder-Hoppeditz Jana waren tolle Repräsenta­nten des Düsseldorf­er Karnevals-Gefühls. Und für’s Klischee: Den wahrschein­lich größten Elferrat der Welt hat die Düsseldorf­er TV-Sitzung auch.

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RP-FOTO: ANNE ORTHEN Botschafte­r des Düsseldorf­er Karnevals: Prinz Christian und Venetia Alina gestaltete­n – vor den von Jacques Tilly geschaffen­en Kulissen – mit den Swinging Funfares das Finale der TV-Sitzung.
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FOTO: DPA Frank Brunswig glänzte auch in Mainz auf der Bühne als Donald mit den „Trumps von der Pfalz“.

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