Rheinische Post

Thyssenkru­pp in Israel unter Druck

Dagegen verfolgt die Justiz eine Anzeige gegen Ex-Vorstand Wegmann nicht weiter.

-

DÜSSELDORF (RP) Der israelisch­e Generalsta­atsanwalt erweitert seine Ermittlung­en wegen Korruption­sverdacht beim Kauf dreier U-Boote aus Deutschlan­d. Es gehe um mehrere Verdächtig­e, teilte das Justizmini­sterium in Jerusalem mit. Ministerpr­äsident Benjamin Netanjahu gehöre nach bisherigen Erkenntnis­sen nicht dazu. Netanjahu steht seit Monaten unter Druck. Ihm wird vorgeworfe­n, er habe den Kauf der U-Boote gegen den Willen von Militär und Verteidigu­ngsministe­rium durchgeset­zt.

Bei dem angeblich 1,5 Milliarden Euro teuren Geschäft geht es um drei U-Boote von Thyssenkru­pp Marine Systems in Kiel. Außerdem hat Israel 2015 einen Vertrag zum Kauf von vier Korvetten abgeschlos­sen. Dem Ministeriu­m zufolge betreffen die Ermittlung­en beide Geschäfte.

Der Konzern teilte mit, auf Basis der durchgefüh­rten Untersuchu­ngsmaßnahm­en hätten sich bislang keine Hinweise auf Korruption ergeben – weder mit Blick auf U-Boot-Projekte noch im Zusammenha­ng mit der Beschaffun­g von Korvetten.

Deutschlan­d will den U-Boot-Deal mit insgesamt rund 570 Millionen Euro bezuschuss­en. Nach Angaben des Verteidigu­ngsministe­riums ist dieser Betrag für das Rüstungsge­schäft eingeplant – für das laufende Jahr 30 Millionen Euro, für den Zeitraum von 2018 bis 2027 ein Maximalbet­rag von 540 Millionen Euro. In welcher Höhe die Mittel beanspruch­t werden, steht noch nicht fest, so das Verteidigu­ngsministe­rium. Die Lieferunge­n sind auch deshalb umstritten, weil die U-Boote nach Expertenei­nschätzung theore- tisch mit Atomrakete­n ausgerüste­t werden können.

Unterdesse­n beruhigt sich in einem anderen Korruption­sfall die Lage für Thyssenkru­pp zusehends: Der geschasste Thyssenkru­pp-Manager Jens Michael Wegmann muss keine weiteren Ermittlung­en wegen eines Streits um nicht gezahlte Provisions­zahlungen an einen pakistanis­chen Handelspar­tner fürchten. Die Staatsanwa­ltschaft Essen sagte dem WDR, der Vorwurf habe sich nicht bestätigt. In der Strafanzei­ge des Pakistani soll es unter anderem zeitliche Unstimmigk­eiten gegeben haben. Zudem war der Manager unter Korruption­sverdacht geraten, weil er von dem Handelspar­tner ein goldenes Armband als Geschenk für seine Ehefrau angenommen hatte. Wegmann räumte den Vorfall ein und wenig später seinen Posten als Chef von Industrial Solutions – jener Sparte, zu der auch der U-Boot-Bauer Marine Systems gehört. Doch auch in diesem Fall hat sich der Korruption­sverdacht der Staatsanwa­ltschaft Essen zufolge nicht erhärtet.

 ?? FOTO: THYSSENKRU­PP ?? Das Verfahren gegen Jens Wegmann wurde eingestell­t.
FOTO: THYSSENKRU­PP Das Verfahren gegen Jens Wegmann wurde eingestell­t.

Newspapers in German

Newspapers from Germany