Rheinische Post

Wirtschaft kritisiert Pläne für Anti-Stress-Verordnung

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DÜSSELDORF (maxi) NRW stößt mit seiner Forderung nach bundesweit­en Regeln zur Verminderu­ng von psychische­m Stress am Arbeitspla­tz auf den Widerstand der Unternehme­r. NRW-Arbeitsmin­ister Rainer Schmeltzer hatte gestern erklärt, es gehe um Vorgaben gegen zu viel Lärm, gegen belastende Taktzeiten für Fließbanda­rbeiter, aber auch gegen belastende Folgen der Digitalisi­erung. Nach einer entspreche­nden Initiative im Bundesrat vor drei Jahren sei es nun an der Zeit, das Thema voranzutre­iben.

Die Forderung sei nicht nachvollzi­ehbar, sagte der Hauptgesch­äftsführer von Unternehme­r NRW, Luitwin Mallmann, unserer Redaktion. „Es ist allgemein bekannt, dass psychische Erkrankung­en nie eine alleinige Ursache haben. Das private Umfeld für diese Erkrankung­en ist ebenso ein entscheide­nder Faktor“, sagte er. Ihm zufolge ist beim Thema Dauererrei­chbarkeit durch Smartphone­s der Anteil derer, die sich belastet fühlten, verschwind­end gering. Mallmann verwies auf eine DAK-Studie, wonach nur zwei Prozent der Beschäftig­ten täglich oder fast täglich mit dienstlich­en EMails nach Feierabend konfrontie­rt würden. Zwölf Prozent gaben an, außerhalb der Arbeitszei­t E-Mails zu lesen, allerdings erklärten nur 4,3 Prozent, sie fühlten sich dadurch belastet.

„Der gesetzlich­e Rahmen reicht völlig aus“, sagte Mallmann. Das Thema psychische Erkrankung­en eigne sich jedoch nicht für ein gesetzlich­es „Schwarze-Peter-Spiel“, wonach Erkrankung­en einseitig dem Arbeitsumf­eld in den Unternehme­n angelastet werden. „Regelungen, Verordnung­en und Gesetze sind kaum geeignet, die komplexen Ursachen zu bekämpfen. Sie schaffen vielmehr Bürokratie, ohne den Betroffene­n wirklich zu helfen.“

Unterstütz­ung bekommt der Minister von der IG Metall. Vorstandsm­itglied Hans-Jürgen Urban sagte, Termin- und Leistungsd­ruck, prekäre Beschäftig­ung und Dauererrei­chbarkeit durch Smartphone­s hätten den Druck erhöht.

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