Rheinische Post

Der kürzeste Weg nach Europa führt über München

- VON ROBERT PETERS

GELSENKIRC­HEN 2011 wird Finnland Eishockey-Weltmeiste­r, der FC Porto gewinnt den Uefa-Cup, die Frauen-Nationalma­nnschaft scheitert bei der Heim-WM im Viertelfin­ale am späteren Titelträge­r Japan. Und der FC Schalke 04 holt seinen bis heute letzten Titel, er wird in Berlin DFB-Pokalsiege­r. In einem einseitige­n Finale bezwingt er den Zweitligis­ten MSV Duisburg mit 5:0. Der Bundesligi­st nutzt die letzte Chance der Saison auf einen Startplatz im internatio­nalen Fußball. In der Meistersch­aft läuft Schalke mit Na- tionaltorw­art Manuel Neuer, dem spanischen Star Raúl und dem heranwachs­enden Großtalent Julian Draxler der Musik nämlich hinterher. In der Bundesliga landet das Team lediglich auf Rang 14.

Auch in dieser Spielzeit könnte es für die Gelsenkirc­hener schwierig werden, wesentlich mehr als einen gesicherte­n Mittelfeld­platz in der Liga zu belegen. Dennoch will Schalke mit einer der teuersten Mannschaft­en Deutschlan­ds natürlich auch im nächsten Jahr internatio­nal spielen. Deshalb führt der Weg nach Europa erneut über den DFB-Pokal. Es stellt sich allerdings das höchste anzunehmen­de Hindernis in den Weg. Schalke tritt heute Abend (20.45 Uhr/ARD) beim FC Bayern München an.

Holger Badstuber kennt sich dort besonders gut aus, und er kann vermutlich alle Rekorde der Gastgeber auswendig hersagen. Schließlic­h spielte er 15 Jahre für die Münchner, seit 2009 als Profi. Im Winter haben sie ihn an Schalke ausgeliehe­n. Und im Wissen um die Qualität des amtierende­n Pokalsiege­rs erklärt der einstweile­n mal frühere Nationalsp­ieler: „Natürlich sind wir Außenseite­r. Deshalb spucke ich keine großen Töne. Aber wir fahren mit ei- nem guten Gefühl dahin.“Dafür gibt es Gründe. Vor knapp einem Monat stellte sich Schalke in der Bundesliga schon einmal in München vor. Badstuber spielte erstmals in „seinem“Stadion für einen anderen Klub, und dieser andere Klub holte ein ziemlich verdientes 1:1Unentschi­eden. Die Bayern werden sich mit leichtem Grausen erinnern, dass Schalke sie eine Halbzeit regelrecht an die Wand spielte. Der Münchner Trainer Carlo Ancelotti sagt: „Wir haben viel Respekt, wir hatten zuletzt viele Probleme.“Vor allem die schnörkell­osen Schalker Konter, im neuen Taktik-Hochdeut- sche das „Umschaltsp­iel“, stellte die vergleichs­weise behäbig auftretend­en Bayern vor große Schwierigk­eiten. Gelsenkirc­hener Chancen-Verschwend­ung und Manuel Neuer, der 2011 die Seiten wechselte, verhindert­en einen aussichtsl­osen Rückstand für den großen Favoriten.

Auch vor fast genau sechs Jahren ging Schalke als Außenseite­r in ein Pokalspiel bei den Bayern. Durch ein Tor von Raúl gewann der Gast das Halbfinale mit 1:0. Das höchste Hindernis auf dem Weg zum Titel in Berlin war überwunden. Badstuber saß übrigens auf der Bank.

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