Rheinische Post

Voltigiere­rin kämpft um Weltcup-Krone

Janika Derks geht am Wochenende beim Weltcup-Finale in Dortmund an den Start. Dass sie dort antreten darf, ist ein kleines Wunder. Sie musste sich in der Qualifikat­ion auf ein Fremdpferd verlassen. Trotzdem ist sie Geheimfavo­ritin.

- VON DANIEL KAISER Voltigiere­rin

NEUSS Wenn am Wochenende die Voltigiere­r in Dortmund ihr Weltcup-Finale bestreiten, ist auch Janika Derks dabei. Die Vorzeige-Athletin vom RSV Neuss-Grimlingha­usen – dem erfolgreic­hsten Voltigierv­erein der Welt – wird als eine von zwei deutschen Damen in den Westfalenh­allen an den Start gehen. Und nachdem die 26-jährige Physiother­apeutin als echte Allrounder­in in ihrer Karriere bereits Titel in allen Diszipline­n gesammelt hat – Weltmeiste­rin mit dem Team, Vize-Weltmeiste­rin im Pas-de-Deux –, ist die Weltrangli­sten-Zweite nun mit ihrer Trainerin Jessica Lichtenber­g auf der Jagd nach ihrer ersten Trophäe im Einzelwett­bewerb.

Auf fünf Qualifikat­ionsstatio­nen kämpften die zwölf besten Damen der Welt in der prestigetr­ächtigen Winter-Serie des Weltreiter­verbandes FEI um die Punkte für das Finale. Am Ende stand fest: Janika Derks gehört zu den Top Sechs – und löst damit die Fahrkarte zu ihrem allererste­n Weltcup-Showdown. Insgesamt 22 Zähler sammelte die 26Jährige und rangiert damit auf Platz fünf. Als beste der Qualifikat­ion stehen die Italieneri­n Anna Cavallaro sowie Kristina Boe aus Hamburg – Vize-Welt- und Deutsche Meisterin – an der Spitze des Rankings. Mit jeweils zwei Siegen verbuchen die Favoritinn­en 30 Punkte. Auch Derks konnte eine Station gewinnen und die maximale Anzahl von 15 Punkten einfahren.

In Paris voltigiert­e sie gleich zum Auftakt des Weltcups Ende November 2016 an die Spitze – und zwar mit einem fremden Pferd. Auf dem französisc­hen Vierbeiner Quartz D’Olbiche verwies sie die Konkurrenz auf die Plätze. Im belgischen Mechelen landete Derks dann kurz nach Weihnachte­n mit dem neuen Vierbeiner Carousso Hit und Longenführ­erin Jessica Lichtenber­g nur auf Platz sechs. Damit hatten die Neusserinn­en die Endrunde, bei der alle Qualifikan­ten wieder bei null beginnen werden, eigentlich schon abgehakt. Doch weil auf der letzten Qualifikat­ionsetappe in Leipzig alle Favoritinn­en die ersten Plätze belegten, konnte keine der Verfolgeri­nnen an der Rheinlände­rin vorbeizieh­en – auch zum Erstaunen von Derks selbst. „Ich habe ehrlich gesagt nicht mehr damit gerechnet, dass ich am Weltcup-Finale teilnehmen darf“, sagte sie.

Denn auf beiden QualiEtapp­en hatte Derks ihr Kürprogram­m stark vereinfach­t gezeigt. Nach dem Fremdpferd­estart in Paris wollte die RSV-Athletin dem jungen Vierbeiner Carousso Hit in Belgien ohne große Zielsetzun­g in erster Linie die Chance geben, Weltcup-Luft zu Janika Derks schnuppern und Erfahrung auf dem internatio­nalem Parkett zu sammeln. „Ich wusste von Vornherein, dass es eher knapp wird fürs Finale“, sagt Derks. Umso mehr freue sie es, dass es am Ende nun doch gereicht hat. Neben Cavallaro und Boe werden Silvia Stopazzini aus Italien, Nadja Büttiker sowie Pascale Wagner (beide Schweiz) in den Westfalenh­allen antreten. Nachdem Derks in den vergangene­n Jahren mit dem Team aus Neuss (WMTitel 2014 und EM-Titel 2015) sowie im Pas-de-Deux mit ihrem Partner Johannes Kay (Vize-WM-Titel 2016) nahezu alles erreicht hat, was es im Voltigiere­n zu erreichen gibt, könnte nun der große Durchbruch im Einzelvolt­igieren folgen. „Allerdings ist es schon ein bisschen merkwürdig, wenn keiner von der Mannschaft da ist, um die eigenen Fehler auszubaden“, sagte Derks. In der Weltrangli­ste steht die Dormagener­in bereits auf Rang zwei. Und auch wenn sie nach den Vorleistun­gen nur auf Platz fünf des Weltcups rangiert, gilt sie unter Experten als Geheimfavo­ritin. Das Online-Portal Voltigier Service schreibt: „Die WM-Vierte zählt bei jedem Turnier zu den Favoriten. 2016 konnte sie ihr enormes Potenzial zwar noch nicht bei jedem Wettkampf unter Beweis stellen. Für die Ausnahme-Voltigiere­rin ist aber definitiv alles möglich.“Für das große Finale in Dortmund steht für die Neusserin aktuell noch ein Fragezeich­en im Raum. Denn auf welchem Vierbeiner sie antritt, wird sich erst kurz vor Abfahrt am Donnerstag entscheide­n. „Bella Bientje – die Stute, auf der ich die Weltmeiste­rschaften in Le Mans gestartet bin – ist zu unserer Erschütter­ung vor Kurzem sehr plötzlich an einer Kolik verstorben. Wir sind alle noch ganz erschütter­t. Sie war wirklich eine unglaublic­h coole Socke und hätte sich von der Kulisse nicht aus der Ruhe bringen lassen. Sie wäre das perfekte Weltcup-Pferd gewesen, da bin ich mir absolut sicher“, sagt Derks.

Ein Punkt steht unterdesse­n schon vor dem Wettkampf in den Westfalenh­allen fest: In Dortmund wird die Mitfavorit­in ein letztes Mal ihre Kür der Saison 2016 präsentier­en, in der sie eine Art moderne Gauklerin interpreti­ert. „Dem sehe ich mit einem lachenden und einem weinenden Auge entgegen, weil es immer großen Spaß gemacht hat, in diese Rolle zu schlüpfen.“

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