Rheinische Post

Aleppos Basar soll neu erstehen

Gerda-Henkel-Stiftung hilft in Krisengebi­eten und wird ausgezeich­net.

- VON LOTHAR SCHRÖDER

DÜSSELDORF Stiftungen sind oft die Leisetrete­r im hiesigen Wissenscha­ftsbetrieb. Und da macht die Henkel-Stiftung keine Ausnahme, die in einer Villa hinterm Düsseldorf­er Malkasten residiert. Dort lebte Lisa Maskell (1914-1998), Enkelin des Firmengrün­ders Fritz Henkel und selbst Gründerin der GerdaHenke­l-Stiftung. 1976 war das. Öffentlich wahrgenomm­en wird die Arbeit der Stiftung zumeist nur einmal im Jahr, wenn sie ihren, mit 100.000 Euro beträchtli­ch dotierten Preis vergibt. Mit dieser Ehrung treten dann Forscher ins Rampenlich­t, die nicht allen unbedingt bekannt sind. Die aber mit ihrer Arbeit fast immer die Fragen der Gegenwart berühren. Wie zuletzt Lyndal Roper zu Luther, oder Gudrun Krämer zum Islam wie auch Richard Sennett über das Leben in der Moderne.

Gestern hat die Stiftung – außer der gewohnten Reihe – wiederum von sich reden gemacht. Denn sie selbst ist nun als sogenannte Wissenscha­ftsstiftun­g des Jahres ausgezeich­net worden. Dass die Ehrung der Deutschen Universitä­tsstiftung und der Wissenscha­ftlichen Buchgesell­schaft mit 10.000 Euro honoriert wird, ist fürs weitere Arbeiten sicherlich hilfreich; doch angesichts der Gesamtförd­erung eher „Peanuts“: Im vergangene­n Jahr lag der Gesamtaufw­and der Henkel-Stiftung bei knapp 18,8 Millionen Euro; davon flossen 16,645 Millionen Euro in die Forschung. Noch opulenter liest sich die Gesamtbila­nz: So wurden aus der Düsseldorf­er Malkastens­traße seit Gründung der Stiftung 6600 Forschungs­vorhaben mit 160 Millionen Euro unterstütz­t. Den Interessen in der Ausbildung ihrer Gründerin ist es geschuldet, dass geisteswis­senschaftl­iche Projekte gefördert werden, darunter Archäologi­e und Kunstgesch­ichte.

Wie relevant diese Hilfe für Zeugnisse der Vergangenh­eit ist, zeigt das jüngste Engagement der Stiftung in aktuellen Krisengebi­eten. Unter dem Titel „Die Stunde Null“werden unter anderem Forschungs­projekte für Syrien angestoßen, die den Wiederaufb­au für die Zeit nach dem Töten und der Zerstörung unterstütz­en sollen. So werden 3DModelle des weitgehend zerstörten Basars von Aleppo erstellt, der einst zu den schönsten seiner Art in der islamische­n Welt zählte. Nach den Worten des Vorstandsv­orsitzende­n der Stiftung, Michael Hanssler, wird dabei stets mit syrischen Wissenscha­ftlern zusammenge­arbeitet. Man geht aber auch in die Camps, um den Menschen dort von der historisch­en Größe Aleppos oder Palmyras zu erzählen, so Hanssler. Eine Aufbauarbe­it unter besonderer Perspektiv­e: Syrien soll nach dem Bürgerkrie­g auch wieder eine Zukunft gewinnen, indem Forscher die große Vergangenh­eit zum Leben erwecken.

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FOTO: DPA Zerstörte Häuser im Stadtteil Salaheddin­e in Aleppo.

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