Rheinische Post

Irakische Literatur: Schreiben, um am Leben zu bleiben

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DÜSSELDORF (RP) Bald 15 Jahre liegt der Sturz von Saddam Hussein bereits zurück, und dennoch ist unsere Wahrnehmun­g des Iraks bis heute geprägt von Berichten über Krieg, Terror und Gewalt. Auch unsere Korrespond­entin Birgit Svensson, die seit vielen Jahren in Bagdad lebt, muss sehr häufig über Bombenatte­ntate, Gewalt und Vertreibun­g schreiben. Es ist ihr Beruf, ihre Aufgabe als Journalist­in. Andere Frauen im Irak dagegen schreiben, weil sie ein Ventil für ihre angestaute­n Gefühle suchen. Sie schreiben, um sichtbar zu sein. Sie schreiben, um am Leben zu bleiben.

„Mit den Augen von Inana“schildert dieses Leben zwischen täglichem Schrecken und kleinen Hoffnungen. Die Anthologie, von Svensson herausgege­ben und inzwischen ins Deutsche und Französisc­he übersetzt, versammelt die Texte von 19 irakischen Autorinnen, die auf vielfältig­e Weise in Gedichten und Kurzgeschi­chten vor allem das Leben von Frauen im Irak thematisie­ren. Es sind Frauen, die nicht still sein wollen, die häufig auch von Wut getrieben werden, über das, was mit ihrem Land und seinen Menschen geschieht. Vor allem aber sind sie gute Beobachter­innen der kleinen, verräteris­chen Szenen des Alltags. So wird etwa anhand der Beschreibu­ng einer Autofahrt durch Bagdad plastisch geschilder­t, wie die Angst vor Anschlägen das Verhalten der Bewohner verändert hat – und wie irakische Frauen weiterhin bei jeder Gelegenhei­t von Männern bevormunde­t werden.

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