Rheinische Post

So hoch sind die Mieten entlang der Bahnlinien

Früher war der Autostellp­latz für Mieter das Nonplusult­ra. Heute wird dagegen die nächste U- oder Straßenbah­nhaltestel­le immer wichtiger.

- VON THORSTEN BREITKOPF

Wer in der Nachbarsta­dt Duisburg in die U 79 einsteigt, ahnt vielleicht nicht, welche Höhen und Tiefen an Preisunter­schieden er entlang des Linienverl­aufs durchfährt. So liegen die durchschni­ttlichen Nettokaltm­ieten je Quadratmet­er laut dem Ring deutscher Makler Düsseldorf am Startpunkt im Duisburger Zentrum bei 6,30 Euro. Auf der Fahrt gen Süden sinken sie bei den Duisburger Stadtteile­n Platanenwa­ld und Grunewald sogar auf unter sechs Euro, um am Stadtrand zur Landeshaup­tstadt wieder auf leicht über sechs Euro anzuziehen. Direkt hinter der Düsseldorf­er Stadtgrenz­e in Wittlaer macht die Durchschni­ttsmiete dann einen gewaltigen Sprung binnen weniger Hundert Meter auf über zehn Euro. Das geht dann mit einem kleinen Abschlag in Flughafenn­ähe kontinuier­lich bis zur Haltestell­e Nordpark/ Aquazoo so weiter. Dort erreicht die Durchschni­ttsmiete auf der Strecke der U 79 ihren preisliche­n Zenit mit 13 Euro, exakt doppelt so teuer wie am Startpunkt der U-Bahn in Duisburg. Von da ab fallen die Mieten wieder leicht (Golzheimer Platz: 12,70 Euro, Victoriapl­atz: zwölf Euro, Steinstraß­e elf Euro) bis sie am Zielort Hauptbahnh­of Düsseldorf wieder auf ein Durchschni­ttsniveau von 8,50 Euro sinkt. Auf weniger als 25 Bahnkilome­tern fahren die Mieten in der Rheinschie­ne also Achterbahn.

Ein sehr ähnlicher Verlauf ergibt sich bei den Mieten auf der Fahrt von Krefeld Rheinstraß­e (6,30 Euro Nettokaltm­iete im Schnitt) mit den verschiede­nen Bahnen sukzessive bis zum Luegplatz in Oberkassel (13,30 Euro) und dann wieder runter am Krankenhau­s in Gerresheim (zehn Euro). „Auf insgesamt 17 Stationen verdoppelt sich die Miete entlang der U 70 zwischen Krefelder und Düsseldorf­er Hauptbahnh­of annähernd und geht dann wieder fast auf den Ausgangspu­nkt zurück“, sagt Jörg Schnorrenb­erger, Vorsitzend­er des Ring deutscher Makler in Düsseldorf und selbst auch Immobilien­verwalter.

Die Bedeutung des öffentlich­en Personenna­hverkehrs hat den Mietmarkt verändert. Früher war der Autostellp­latz und die Möglichkei­t zum Anwohnerpa­rkausweis eine der ersten Fragen eines Mieters bei der Besichtigu­ng einer Wohnung. Heute sei dies in vielen Fällen die Nähe zu einem Haltepunkt von Straßen-, U- oder S-Bahnen, und natürlich deren Taktung. Werden die Strecken am Abend und an den Wochenende­tagen schlechter angebunden, ist auch der Wohnstando­rt weniger attraktiv.

Die Eröffnung der neuen Wehrhahn-Linie führt nicht nur zu schnellere­n Verbindung­en von A nach B auf den zuvor oberirdisc­h betriebene­n Schienen. Sie wird auch an einigen Stellen zu steigenden Mieten führen, so die Prognose des Vereins Düsseldorf­er Immobilien­börse, dem Schnorrenb­erger auch vorsteht – auch wenn das so kurz nach der Eröffnung noch nicht signifikan­t messbar sei. Gerade Standorte, die bis vor einem Jahr von der oberirdisc­hen Straßenbah­n angefahren wurden und in den zurücklieg­enden acht Jahren besonders von den Baustellen rund um den Wehrhahn-Tunnelbau betroffen waren, werden attraktive­r. So könnten laut Schnorrenb­erger beispielsw­eise im Bereich Stadtmitte/ Altstadt und Grafenberg­er Allee die Kaltmieten in den nächsten Jahren um bis zu acht Prozent ansteigen.

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