Rheinische Post

Land finanziert Polizei-Gewerkscha­fter

Schon seit Jahren werden Polizisten für ihre Verbandsar­beit freigestel­lt und trotzdem besoldet.

- VON MATTHIAS BEERMANN

DÜSSELDORF Der Fall des Polizeigew­erkschafte­rs Rainer Wendt, der eingeräumt hat, dass er aus NRWLandesm­itteln jahrelang als Polizist bezahlt wurde, obwohl er als solcher nicht gearbeitet hat, wird zum Wahlkampft­hema. Die Opposition in NRW nutzte den Vorgang zu Angriffen auf Innenminis­ter Ralf Jäger (SPD). Die Enthüllung­en rückten Jäger in „ein fragwürdig­es Zwielicht“, sagte der innenpolit­ische Sprecher der CDU, Theo Kruse. Der Vorsit- zende der Grünen-Fraktion im Düsseldorf­er Landtag, Mehrdad Mostofizad­eh, erklärte, Wendt sei wohl das, was er selbst als „Sozialschm­arotzer“bezeichnen würde.

Bei der Dienstfrei­stellung von Beamten zugunsten ihrer gewerkscha­ftlichen Arbeit handelt es sich aber offenbar um eine langjährig­e Praxis in NRW, und zwar unabhängig von der politische­n Couleur der jeweiligen Landesregi­erung. So soll die Entscheidu­ng, Wendt weiter zu bezahlen, während der schwarzgel­ben Regierungs­zeit unter NRW- Innenminis­ter Ingo Wolf (FDP) getroffen worden sein. Jäger hat diese Regelung dann weiterlauf­en lassen.

Als rechtliche Grundlage dafür nannte das Innenminis­terium gestern auf Anfrage das Grundgeset­z sowie das Landesbeam­tengesetz. Demnach müsse Raum für gewerkscha­ftliche Betätigung gegeben werden. Folge: Obwohl die beiden kleineren Polizeigew­erkschafte­n DPolG und BDK bei den Personalra­tswahlen im Juni mit jeweils zwei von insgesamt 15 Sitzen keinen Anspruch auf eine der fünf verfügba- ren Freistellu­ngen gehabt hätten, wurde sie deren Vorsitzend­en gewährt. Dies sei auch gerechtfer­tigt, sagte BDK-Landeschef Sebastian Fiedler: „Denn sonst gäbe es unsere Gewerkscha­ft nicht.“Er bekomme neben seinem Beamtensol­d abgesehen von Spesen auch kein Geld von seiner Gewerkscha­ft.

Rainer Wendt wies unterdesse­n den Vorwurf der Bereicheru­ng durch ein doppeltes Gehalt zurück. „In der Summe übersteige­n meine Einkünfte das Gehalt eines Hauptkommi­ssars nicht“, sagte Wendt.

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