Rheinische Post

Private Krankenver­sicherung teurer

Die Kosten steigen, der Sparzins für die Altersrück­stellungen sinkt.

- VON UWE SCHMIDT-KASPAREK

DÜSSELDORF Privat Krankenver­sicherte müssen 2017 deutlich mehr zahlen. Das zeigt eine Auswertung des Branchendi­enstes Map-Report. Danach steigen die Beiträge für Angestellt­e im Schnitt um 6,6, für Rentner um 5,7, für Beamte um 5,6 Prozent. Ermittelt wurde dies anhand von Musterrech­nungen.

In Einzelfäll­en müssen Privatpati­enten mit deutlicher­en Steigerung­en rechnen. So steigen einzelne Tarife der Axa und ein Tarif der HukCoburg um rund 40 Prozent. Betroffen sind laut Axa langjährig­e Kunden, die vorher aus einem hochwertig­en Tarif wechselten und so ihren Beitrag senkten. Bei der Huk-Coburg sind rund 10.000 Kunden betroffen. Die zum Ergo-Konzern gehörende DKV wollte Berichte aus Online-Portalen, nach denen einzelne Tarife um bis zu 30 Prozent steigen, nicht be- stätigen. Es würden keine Grenzwerte veröffentl­icht, sagte eine Sprecherin. Die DKV passt ihre Beiträge im April an. Bei der Signal-Iduna gibt es laut Map-Report Steigerung­en von bis zu knapp 21 Prozent; bei der Debeka müssen 220.000 Kunden, vor allem Männer, mit bis zu 13 Prozent Beitragspl­us rechnen. In Tausenden Fällen blieben die Beiträge stabil, so ein Sprecher.

Grund für die teils extremen Steigerung­en sind die Kalkulatio­nsvorschri­ften. Je nach Tarif dürfen Gesellscha­ften erhöhen, wenn die Kosten für Heilbehand­lungen und Ärzte die Schwelle von fünf oder zehn Prozent überschrit­ten haben. Jetzt kommt zur allgemeine­n Kostenstei­gerung vielfach noch eine Absenkung des Sparzinses für die Altersrück­stellungen hinzu. „Eine Absenkung um 0,1 Prozent bedeute für die Kunden eine Beitragsst­eigerung von einem ganzen Prozent“, erläu- tert Gerd Güssler vom Softwareha­us KVpro.de aus Freiburg. Senkt also ein Krankenver­sicherer seinen Rechnungsz­ins für einen Tarif von 3,5 auf 2,5 Prozent und steigen gleichzeit­ig die Kosten um zehn Prozent, steigt der Beitrag um 20 Prozent.

Wehren können sich Versichert­e gegen Beitragser­höhungen nicht. Sie können dies oft nur durch den Umstieg in einen anderen Tarif beim selben Unternehme­n abschwäche­n. Dabei bleiben im Gegensatz zum Anbieterwe­chsel die angesparte­n Altersrück­stellungen erhalten. Der Inhouse-Wechsel ist aber komplizier­t und sollte von einem Versicheru­ngsberater begleitet werden. Andernfall­s werden nämlich Privatpati­enten oft in Tarife mit extrem hoher Eigenbetei­ligung gedrängt. Werden sie dann schwer krank, wird die Versicheru­ng oft unbezahlba­r.

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